Der Bruch im Jahr 2006
Über 25 Jahre war Gold verlässlich: Fielen die Märkte, kletterte der Preis. Diese negative Korrelation machte das Edelmetall zum Kern vieler Absicherungsstrategien. Doch 2006 kam es zu einem Paradigmenwechsel. Seitdem schwankt der Goldpreis stark – und zeigt in Krisen eine auffällige Nähe zu den Aktienmärkten.
Statistische Auswertungen belegen die Veränderung. Während Gold zuvor als Gegengewicht zu Aktien diente, bewegt es sich nun oft im Gleichklang. Für Anleger bedeutet das: Wer auf Schutz hoffte, stand zuletzt immer öfter ohne da.

Krisen als Stresstest
Besonders deutlich wurde der Bruch während der Finanzkrise 2008. Der Goldpreis stieg zunächst um 52 Prozent – nur um wenige Monate später um fast ein Drittel einzubrechen. Allein im Oktober 2008 verlor das Edelmetall 21 Prozent.
Ein ähnliches Muster zeigte sich in der Corona-Pandemie: Statt als Fluchtwährung gefragt zu sein, brach der Goldpreis zeitgleich mit den Aktienmärkten ein. In der Studie im Global Finance Journal heißt es nüchtern:
„Gold versagte in den Momenten, in denen Anleger den Schutz am dringendsten benötigten.“
Zehn Phasen – nur zweimal Schutz
Die Forscher identifizierten seit 2006 zehn Perioden erhöhter Volatilität. Nur in zwei davon wies Gold noch die erhoffte negative Korrelation zu Aktien auf. In allen anderen Fällen fiel es gemeinsam mit den Börsen.
Damit verliert das Edelmetall genau die Eigenschaft, auf die es jahrzehntelang reduziert wurde: ein Bollwerk in unsicheren Zeiten.

Auch Silber und Platin betroffen
Der Befund beschränkt sich nicht auf Gold. Silber, Palladium und Platin zeigen ein ähnliches Muster. Lediglich Platin behält in moderaten Krisen noch teilweise seine Absicherungsfunktion. Bei massiven Einbrüchen jedoch – etwa in der Finanzkrise – brach auch Platin ein.
Warum der sichere Hafen zerbröckelt
Die Ursachen sind vielschichtig. Finanzmärkte sind heute enger verflochten, Anlageklassen stärker integriert. Institutionelle Investoren und algorithmischer Handel dominieren das Geschehen.
Hinzu kommen veränderte Rahmenbedingungen wie eine jahrelange Niedrigzinspolitik, massive Liquiditätsspritzen der Zentralbanken und neue Handelsmuster.
Die Folge: Gold ist längst keine Gegenwelt zum Aktienmarkt mehr, sondern Teil desselben globalen Netzwerks – mit allen Abhängigkeiten.
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