3.500 Dollar waren die Spitze – vorerst
2025 war bis zur Jahresmitte ein goldenes Jahr – im wahrsten Sinne des Wortes. Innerhalb weniger Monate stieg der Goldpreis um rund 25 Prozent, getrieben von geopolitischer Unsicherheit, einem schwachen Dollar und massiven Zentralbankkäufen. Anfang Mai durchbrach der Preis sogar kurzfristig die Marke von 3.500 US-Dollar pro Unze – ein Allzeithoch.
Doch seitdem läuft das Edelmetall seitwärts. Mal 3.400, mal 3.200 Dollar – volatil, aber ohne klare Richtung. Die Frage, die sich institutionelle Anleger wie Privatinvestoren nun stellen: War das die Spitze, oder kommt da noch mehr?
Weniger Krisen, weniger Glanz
Ein Blick auf die Auslöser der Rallye zeigt: Der Preis wurde nicht nur durch Fundamentaldaten getrieben, sondern vor allem durch Ereignisse. Zölle zwischen den USA und China, Spannungen im Nahen Osten, die Angst vor einer Zinserhöhungspause – all das befeuerte die Goldnachfrage.
Doch zuletzt hat sich die Lage etwas beruhigt: Zwischen China und den USA wurde der Ton wieder sachlicher, zwischen Israel und Iran herrscht – zumindest vorübergehend – Waffenruhe. Gleichzeitig hat sich der US-Dollar stabilisiert. Das nimmt Gold seine größten Treiber.

Schmuck, Münzen, Zweifel
Auch die physische Nachfrage lässt nach. In Indien, traditionell einer der wichtigsten Märkte für Goldschmuck, reagierten Verbraucher zurückhaltend – trotz der Hochzeitssaison. Hohe Preise und starke Schwankungen schrecken viele ab. Die Kaufmenge sinkt, auch wenn der Umsatz nominell stabil bleibt.
Im ETF-Bereich sieht es anders aus: Die Mittelzuflüsse bleiben solide, das institutionelle Interesse hoch. Doch ein neues Allzeithoch nur durch Papiergold? Das könnte schwierig werden – zumal sich die Futures-Märkte zuletzt eher kühl gezeigt haben.
Zentralbanken stützen – aber bremsen auch
Ein stabilisierender Faktor bleibt: Zentralbanken weltweit stocken weiter ihre Goldreserven auf. Vor allem in Schwellenländern geht der Trend zur Diversifizierung weg vom Dollar – mit Gold als bevorzugter Alternative. Das stützt den Preis, dämpft aber gleichzeitig das Rallye-Potenzial: Denn auch Zentralbanken kaufen nicht um jeden Preis.
Hinzu kommt: Wenn Gold zu teuer wird, steigen die Recyclingquoten. Altes Gold wird wieder auf den Markt gespült – und erhöht das Angebot. Ein Effekt, der in bisherigen Prognosen oft unterschätzt wird.
Zwischen 2.800 und 4.000 Dollar – alles möglich
Die Spanne der Goldprognosen ist ungewöhnlich weit: Die bullischen Stimmen sehen das Edelmetall schon bei 4.000 Dollar, die Pessimisten warnen vor einem Rücksetzer auf 2.400 Dollar. Realistisch scheint aktuell ein Korridor zwischen 2.800 und 3.400 Dollar, je nach Nachrichtenlage und Dollarentwicklung.

Klar ist: Ohne neue geopolitische Eskalation oder massive geldpolitische Impulse wird es schwer, das bisherige Hoch nachhaltig zu überbieten. Ein Zinsschock, eine scharfe Rezession oder ein eskalierender Handelskrieg wären klassische Auslöser – aber wer darauf setzt, spekuliert nicht auf Gold, sondern auf Chaos.
Gold als Absicherung – nicht als Allheilmittel
Was viele Anleger unterschätzen: Gold ist kein Renditetreiber, sondern ein Risikopuffer. In Phasen der Unsicherheit glänzt es – in stabilen Zeiten bleibt es oft blass. Wer also auf einen weiteren Höhenflug hofft, muss gleichzeitig auf wirtschaftliche oder politische Eskalation wetten.
Für langfristig orientierte Investoren gilt deshalb: Ruhig bleiben, allokieren, aber nicht übergewichten. Gold gehört in ein ausgewogenes Portfolio – nicht als Spekulationsobjekt, sondern als strategische Reserve gegen das Unerwartete.
Auch Goldminen unter der Lupe
Anleger, die über ETFs hinausgehen wollen, schauen verstärkt auf Goldförderer. Doch gerade in Schwellenländern ist Vorsicht geboten: Politische Risiken, Währungsrisiken, soziale Spannungen – all das muss mitgeprüft werden. Die besten Chancen bieten derzeit Produzenten mit stabiler Bilanz, günstigen Produktionskosten und realem Reservenwachstum.
Unternehmen, die in der Lage sind, selbst bei fallenden Preisen profitabel zu arbeiten, könnten sich als Gewinner eines volatilen Umfelds herausstellen. Denn nicht jeder Rückgang am Spotmarkt ist gleichbedeutend mit sinkenden Margen – viele Unternehmen haben ihre Förderkosten längst optimiert.
Das könnte Sie auch interessieren:
