In der digitalen Welt bahnt sich eine Revolution an. Der neue Schachzug des Software-Riesen Microsoft, der mit GitHub eine dominierende Position im Bereich der Entwicklungsplattformen einnimmt, ist der künstliche Intelligenz-Assistent Copilot. Nach der beeindruckenden Akquise von GitHub im Jahre 2018 für 7,5 Milliarden US-Dollar, setzt Microsoft nun auf künstliche Intelligenz, um sich im Wettbewerb gegen Konkurrenten wie Tabnine, Amazons CodeWhisperer und dem Google-unterstützen Replit Ghostwriter behaupten zu können.
Der Einsatz von Copilot könnte als Vorläufer für eine ganze Reihe ähnlicher Produkte gesehen werden, die in andere Geschäftsbereiche wie Office, Windows oder Bing integriert werden sollen. Allerdings gestehen Entwickler ein, dass Copilot auch seine Grenzen hat. Manchmal produziert die Software veralteten Code, gibt unnütze Antworten und schlägt fehlerhafte oder urheberrechtlich bedenkliche Lösungen vor. Das Risiko, Sicherheitsprobleme zu duplizieren oder neue zu erzeugen, besteht besonders dann, wenn Entwickler die Vorschläge des Assistenten unkritisch übernehmen.
Thomas Dohmke, CEO von GitHub, betont, dass Copilot ein Helfer und kein Ersatz für menschliche Programmierer sei. Dabei verweist er darauf, dass die Verantwortung einer sinnvollen Nutzung bei den Kunden liegt. Nur durch solide Richtlinien können bequeme Programmierer davon abgehalten werden, allzu vorschnell Vorschläge des Assistenten zu übernehmen. Dohmke verlässt sich hierbei auf die Dynamik innerhalb von Entwicklerteams, die eine qualitätsorientierte Kontrolle gewährleisten sollen.
Die generative KI könnte die Art und Weise, wie Code geschrieben wird, umwälzende Veränderungen bringen. Im letzten Jahrhundert beschleunigten Compiler die Softwareentwicklung enorm. Die Popularität von Linux und Open Source führte zu einer neuen Ära, in der Entwickler auf bereits bestehendes Wissen aufbauen konnten, statt alles neu zu schreiben. Copilot und ähnliche Entwicklungen könnten diese Evolution weiter vorantreiben, indem immer größere Teile der Softwareentwicklung automatisiert werden könnten.
Aktuell steigert Copilot insbesondere die Effizienz der Programmierer. Evgeny Avteniev von StubHub, der auch Softwareentwicklung am City College of New York lehrt, schätzt die Vorhersagefähigkeiten des Assistenten, weil sie es ermöglichen, ohne Unterbrechungen im Entwicklungsprozess zu bleiben. Auch Aaron Hedges, Entwickler bei ReadMe, berichtet von positiven Erfahrungen mit der Autovervollständigungsfunktion des Assistenten und hebt hervor, dass die Nachfragefunktion ihn nicht aus der Tätigkeit herausreißen würde.
Mit einem Monatsbeitrag von 10 US-Dollar sehen Nutzer wie Hedges im Copilot ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. Die künstliche Intelligenz kommt auch Unternehmen wie Figma zugute, indem sie den mühsamen Prozess des Debuggens beschleunigt und so Zeit für kreativere Lösungsansätze freimacht.
Einige Unternehmen wagen bereits den nächsten Schritt und setzen Copilot für kritische Systeme ein. Der Getränkehersteller Carlsberg nutzt den Assistenten, um Code für Verkaufstools zu erstellen, und setzt dabei auf interne Qualitätskontrollen. CIO Sarah Haywood glaubt an eine Zukunft, in der das Vertrauen in KI-Systeme soweit wachsen wird, dass solche Doppeltprüfungen entbehrlich werden.