2,6 Milliarden Dollar Gewinn – und trotzdem rote Vorzeichen
Swiss Re hat im ersten Halbjahr 2025 überraschend kräftig verdient: Der Überschuss stieg um 24 Prozent auf 2,6 Milliarden Dollar. Konzernchef Andreas Berger hält damit an seinem Ziel fest, bis Jahresende mindestens 4,4 Milliarden Dollar einzufahren.
An der Börse sorgte das dennoch nicht für Euphorie – im Gegenteil: Nach einem kurzen Anstieg gab der Kurs deutlich nach und gehörte am Donnerstag zu den größten Verlierern im Schweizer Leitindex SMI.
Umsatz schrumpft, Markt reagiert nervös
Während der Gewinn zulegte, gingen die Einnahmen von 22,2 auf 20,9 Milliarden Dollar zurück. Für Investoren ein Warnsignal – selbst wenn Analysten wie Will Hardcastle (UBS) die Geschäftszahlen als stark bezeichnen und mögliche Aktienrückkäufe in Aussicht stellen. Der Markt schaut genauer auf das, was unter der glänzenden Gewinnoberfläche passiert.
Preiserhöhungen – und ihr Bumerang-Effekt
Zur Vertragsmitte konnte Swiss Re im Schnitt 2,3 Prozent höhere Preise durchsetzen. Doch die steigenden Schadenerwartungen – getrieben von Inflation und veränderten Risiken – kletterten um 4,6 Prozent.
Das bedeutet: Bereinigt um diese Effekte sind die Preise de facto gesunken. Der Konzern reagierte, indem er unrentables Geschäft ablehnte. Die Folge: Das Vertragsvolumen schrumpfte um 5,9 Prozent.
Kein Einzelfall in der Branche
Die beiden deutschen Wettbewerber Munich Re und Hannover Rück meldeten ähnliche Trends: Nach Jahren kräftiger Preiserhöhungen ist die Luft raus, die Inflationsbereinigung frisst nominale Zuwächse auf. Die großen Rückversicherer versuchen nun, Disziplin zu zeigen – und nicht jeden Auftrag um jeden Preis zu nehmen.
Attraktive, aber nicht perfekte Konditionen
Offiziell sprechen die Konzernlenker noch von „attraktiven Marktbedingungen“. Doch der Spielraum, Preise deutlich anzuheben, ist kleiner geworden.
Die hohe Inflation, Klimarisiken und geopolitische Unsicherheiten setzen die Kalkulationen unter Druck. Für Anleger bedeutet das: Gewinnsprünge wie in den letzten Quartalen könnten schwieriger zu wiederholen sein.
Analysten bleiben vorsichtig
Das Analysehaus Jefferies sieht trotz der starken Halbjahresbilanz keinen Grund für eine Kaufempfehlung und belässt Swiss Re bei „Hold“. Das Kursziel liegt bei 99 Franken – weit unter dem aktuellen Börsenwert. Die Begründung: niedrige Großschäden im ersten Halbjahr und gute Verhandlungsdisziplin, aber auch ein klar erkennbarer Gegenwind bei Volumen und Preisen.
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