Politik und Preise: Die Branche taumelt
Noch vor wenigen Monaten galten Gesundheitsaktien als Fels in der Brandung. Jetzt ist der Lack ab. Der Morningstar Global Healthcare Index hat seit Jahresbeginn mehr als 10 Prozent verloren, während der Gesamtmarkt nur leicht nachgab. Anleger sind verunsichert.
Trumps Rhetorik zur Medikamentenpreisregulierung, drohende Kürzungen bei US-Forschungsausgaben und Zollfragen bremsen die Branche aus. Besonders bitter: Der geplatzte Börsengang des deutschen Medizintechnikunternehmens Brainlab zeigt, wie schnell Unsicherheit Investitionen blockiert.
Die stille Macht des Indexgiganten
Hinzu kommt ein Desaster bei United Health: Seit dem 8. April verlor der US-Krankenversicherer über 40 Prozent an Wert. Der Konzern, der rund sieben Prozent des US-Healthcare-Index stellt, hat Betrugsvorwürfe am Hals.
Das US-Justizministerium ermittelt. Die Folge: Ein Sektor gerät ins Rutschen, weil ein Schwergewicht strauchelt.
Morningstars Analyse: Schnäppchen mit Burggraben
Doch inmitten des Chaos sehen Analysten von Morningstar nun Chancen. Der Bewertungsabschlag im Healthcare-Sektor liegt bei rund 11 Prozent. Heißt: Viele Aktien notieren deutlich unter ihrem geschätzten fairen Wert.
Vor allem Firmen mit sogenanntem „Economic Moat“ – also breiten wirtschaftlichen Schutzgräben – sollen über Jahrzehnte profitabel bleiben. 12 davon hat Morningstar identifiziert:
1. Bio-Rad Laboratories (USA) – Diagnostik-Spezialist, unterbewertet mit nur 69 Prozent des fairen Werts.
2. Roche (Schweiz) – Pharma-Schwergewicht mit Fokus auf Onkologie, ebenfalls bei 69 Prozent.
3. Danaher (USA) – Marktführer für Forschungsausrüstung. Fair-Value-Rabatt: 26 Prozent.
4. Merck & Co. (USA) – Einer der Top-Player im Bereich Krebstherapie.
5. Zimmer Biomet (USA) – Anbieter orthopädischer Implantate, mit stabilen Margen.
6. Bristol-Myers Squibb (USA) – Breites Produktportfolio, viel Potenzial im Bereich Immuntherapien.
7. West Pharmaceutical (USA) – Verpackungslösungen für die Pharmaindustrie.
8. GSK (UK) – Impfstoffe und Consumer-Health-Produkte, mit stabilem Burggraben.
9. Thermo Fisher Scientific (USA) – Einer der ganz Großen bei Diagnostik und Forschung.
10. Coloplast (Dänemark) – Spezialist für Intim- und Stomaversorgung, mit treuer Kundschaft.
11. Philips (Niederlande) – Zwar mit hohem Risikorating, aber tief bewertet (nur 58 % des fairen Werts).
12. Pfizer (USA) – Trotz Impfboom-Ernüchterung: solide Pipeline und starker Marktzugang.
Langfristig stark, kurzfristig riskant
Alle genannten Unternehmen besitzen laut Morningstar einen „breiten wirtschaftlichen Burggraben“ – ein seltenes Prädikat, das nachhaltige Wettbewerbsvorteile signalisiert. Dennoch: Die politischen Unsicherheiten, etwa in den USA, sind real. Auch wenn viele Bewertungen günstig erscheinen, braucht es Geduld und gute Nerven.
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