Die Rückkehr von 1.000 ukrainischen Gefangenen aus russischer Haft wurde in der Ukraine mit großer Freude aufgenommen. Es handelt sich um einen bedeutenden diplomatischen Erfolg und eine wichtige moralische Unterstützung für die von Krieg und Entbehrungen gezeichnete Nation. Doch bleibt dieser Anlass nicht ohne kritische Stimmen. Insbesondere der fehlende Einschluss der Soldaten der 12. Asow-Brigade in den ausgetauschten Gefangenengruppen sorgt für Unmut.
Denys Prokopenko, Kommandeur der bekannten Asow-Einheit, artikulierte seine Enttäuschung über diese Entscheidung öffentlich über soziale Medien. In einem auf Facebook geteilten Statement äußerte er sein Unverständnis darüber, warum seine Kämpfer, die heldenhaft das Asow-Stahlwerk in Mariupol verteidigten und damit einen symbolträchtigen Widerstand leisteten, nach über drei Jahren Gefangenschaft nicht vorrangig befreit wurden. Diese Brigade, welche 2014 als Freiwilligeneinheit gegründet wurde, hat sich mittlerweile zu einem zentralen Bestandteil der ukrainischen Sicherheitskräfte entwickelt und spielt eine wesentliche Rolle im Verteidigungskonzept der Ukraine.
Vor dem Hintergrund dieser Entwicklungen wird die Strategie der ukrainischen Verhandlungsführung in der breiten Öffentlichkeit diskutiert. Prokopenko schlug vor, dass, sollte Russland nicht bereit sein, die bestimmten Asow-Kämpfer gegen einfache russische Soldaten auszutauschen, alternative Verhandlungsmethoden ins Spiel gebracht werden sollten. Er regte an, russische Geheimdienstmitarbeiter oder Priester der moskautreuen orthodoxen Kirche als mögliche Austauschmittel zu nutzen.
Gleichzeitig gab es am Sonntag den Abschluss eines mehrtägigen Gefangenenaustausches zwischen Russland und der Ukraine, bei dem auf beiden Seiten jeweils 1.000 Gefangene freikamen. Dennoch bleiben kritische Stimmen nicht aus. Der ukrainische Schriftsteller Stanislaw Asjejew bemängelte, dass bei diesem Austausch keine Zivilisten aus dem Donbass befreit wurden. Diese Region steht seit Jahren unter der Kontrolle moskautreuer Behörden, und seit bis zu acht Jahren sind Zivilisten dort in dramatischen Umständen gefangen. Asjejew, der selbst ein ehemaliger Gefangener eines berüchtigten Foltergefängnisses in Donezk ist und 2019 freikam, nutzt seine Stimme, um die unvergessenen Schicksale der Zivilbevölkerung ins Rampenlicht zu rücken.