27. Juli, 2024

Politik

Gefahren der digitalen Hexenjagd – Laschets Zweifel bei Online-Shaming

Gefahren der digitalen Hexenjagd – Laschets Zweifel bei Online-Shaming

Der jüngste Vorfall von extremistischen Ausfällen auf Sylt löste ein breites Echo in den Medien aus, führte aber auch zu einer Welle der digitalen Empörung, die den ehemaligen Ministerpräsidenten Armin Laschet zu einer kritischen Reflexion einlädt. Er zeigt sich zwar einerseits beeindruckt von der Schnelligkeit, mit der die Identitäten der Täter im Netz aufgedeckt wurden, andererseits mahnt er zur Besonnenheit hinsichtlich der getroffenen Konsequenzen. Laschet verweist darauf, dass in Deutschland ein Rechtsstaatsprinzip gilt, das den Strafverfolgungsbehörden und, wenn nötig, den Gerichten die Aufgabe zuweist, Hassausbrüche dieser Art zu sichten und adäquate Maßnahmen zu ergreifen, nicht aber der oftmals vorschnell agierenden Öffentlichkeit.

Die Aktionen im Internet, die zu einer raschen Verurteilung und teilweise sogar zum Verlust des Arbeitsplatzes der involvierten Personen geführt haben, können zwar als Ausdruck von Zivilcourage gedeutet werden, bergen jedoch das Risiko einer unkontrollierten und unverhältnismäßigen Strafe. Laschet vertritt die Ansicht, dass zum effektiven Kampf gegen den Rechtsextremismus nicht die Vernichtung einzelner Existenzen gehört, sondern ein beherztes Entgegentreten im direkten Umfeld und die Stärkung der offiziellen, gesetzlich bestimmten Instanzen.

Die Frage bleibt, wie eine Gesellschaft mit Verhaltensweisen umgehen soll, die ihre demokratischen Werte bedrohen, ohne dabei ihre eigenen Grundprinzipien in Frage zu stellen. Es ist ein Balanceakt zwischen dem Schutz des Einzelnen und der Ächtung extremistischer Positionen, der oftmals durch die Echtzeitnatur des Internets auf eine harte Probe gestellt wird. Laschet ruft wohl auch zu einer gesellschaftlichen Auseinandersetzung auf, die über den Einzelfall hinausweist und grundlegende Werte des Zusammenlebens betrifft.