Werksschließung drückt Gewinn – aber nicht die Substanz
17 Millionen Franken Einmalkosten für die Schließung eines Keramikwerks haben gereicht, um Geberits operatives Ergebnis im ersten Halbjahr leicht ins Minus zu drücken. Zwar konnte der Umsatz im Vergleich zum Vorjahr um 1,7 Prozent auf 1,665 Milliarden Franken zulegen – das Ebitda sank jedoch um 0,7 Prozent auf 514 Millionen Franken. Die Marge rutschte auf 30,9 Prozent – ein Rückgang von 0,7 Prozentpunkten gegenüber dem Vorjahr.
Was auf dem Papier nach einem Rückschritt aussieht, ist bei genauerem Hinsehen eher ein Reinigungsprozess: Die Kosten resultieren aus einem bewussten Strukturentscheid – nicht aus operativen Schwächen. Und das wird in einem Konzern, der für seine Effizienz bekannt ist, mit Absicht so gemacht.

Marge unter Druck – aber auf sehr hohem Niveau
Geberit operiert seit Jahren mit einer der höchsten Ebitda-Margen im europäischen Industrieumfeld. Dass nun ein Rückgang auf unter 31 Prozent vermeldet wird, ist für die Eidgenossen fast schon ein kleiner Makel – für andere Konzerne wäre eine solche Rentabilität ein Ritterschlag.
Der Margenrückgang ist dennoch spürbar und dürfte auch im zweiten Halbjahr anhalten. Für das Gesamtjahr erwartet der Konzern eine operative Marge von rund 29 Prozent.
Das ist ein klarer Dämpfer im Vergleich zur glorreichen Vergangenheit – aber noch lange kein Grund zur Sorge. Die operative Exzellenz bleibt, auch wenn geopolitische Unsicherheiten, hohe Baukosten und eine gedämpfte Nachfrage zunehmend bremsen.
US-Zölle? Kein Thema für Geberit
Während viele europäische Industrieunternehmen derzeit über protektionistische Tendenzen in den USA klagen, bleibt Geberit davon weitgehend verschont. Der Grund: In Nordamerika verkauft der Konzern fast ausschließlich Produkte, die auch vor Ort produziert werden.
Zölle, Lieferprobleme oder politische Risiken? Für Geberit in den USA praktisch irrelevant. Diese dezentrale Fertigungsstrategie zahlt sich spätestens jetzt aus.
In Europa sieht es anders aus: Die Baukonjunktur ist schleppend, insbesondere in Deutschland, Frankreich und den nordischen Ländern. Gerade dort, wo Geberit traditionell stark ist, fehlt es an neuen Großprojekten. Der Renovierungsmarkt entwickelt sich dagegen robuster – was dem margenstarken Geschäft mit Unterputz-Spülkästen, Rohrleitungssystemen und Designkeramik zugutekommt.
Sanitär bleibt defensiv – auch wenn es mal tropft
Geberit ist kein Konzern, der auf große Wachstumsfantasien setzt. Der Markt für Sanitärtechnik ist weitgehend gesättigt, die Produkte langlebig, die Markteintrittsbarrieren hoch. Wer hier erfolgreich ist, bleibt es meist auch – solange er seine Hausaufgaben macht.
Und genau das tut Geberit. Das Unternehmen hat seine Struktur seit Jahren immer weiter gestrafft, Überkapazitäten reduziert und gleichzeitig die Produktpalette modernisiert. Die aktuelle Werksschließung reiht sich nahtlos in diesen Kurs ein.
Gleichzeitig bleibt das Unternehmen hochprofitabel, schuldenarm und innovativ genug, um in stagnierenden Märkten konstant Cashflows zu generieren. Die durchschnittliche Ebitda-Marge der letzten fünf Jahre liegt bei über 30 Prozent – selbst für Schweizer Verhältnisse ein herausragender Wert.
Aussicht: Wenig Glanz, aber viel Substanz
Für das laufende Jahr kündigt der Konzern ein moderates Umsatzplus von rund vier Prozent in lokaler Währung an. Die geopolitischen Spannungen – Ukraine, Nahost, Handelskonflikte – werden auch Geberit nicht ignorieren können. Dennoch bleibt das Unternehmen gelassen und verweist auf eine robuste Aufstellung, breite Regionaldiversifikation und solide Nachfrage im Modernisierungssegment.
Die ganz großen Wachstumssprünge bleiben zwar aus, aber genau das ist Teil des Geschäftsmodells: Geberit ist ein Unternehmen für Investoren, die auf verlässliche Renditen, hohe Margen und langfristige Stabilität setzen – nicht auf spektakuläre Quartalszahlen.
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