Evelyn Palla wurde zur neuen Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Bahn ernannt. Trotz erheblichen Widerstands seitens der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) konnte ihre Berufung durch eine einfache Mehrheit im Aufsichtsrat durchgesetzt werden. Palla, eine aus Südtirol stammende Managerin, die zuvor erfolgreich die Regionalverkehrssparte DB Regio geleitet hat, übernimmt am 1. Oktober die Nachfolge von Richard Lutz, der das Unternehmen acht Jahre lang als Vorstandsvorsitzender leitete.
Werner Gatzer, der Vorsitzende des Aufsichtsrats der Deutschen Bahn, äußerte sich außerordentlich positiv über die Ernennung Pallas und lobte ihre ausgeprägten Führungsqualitäten und ihr tiefes Verständnis für die Herausforderungen des Unternehmens. Er zeigte sich überzeugt davon, dass die Deutsche Bahn unter ihrer Führung den notwendigen Strukturwandel erfolgreich vollziehen wird. Auch Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder äußerte sich lobend über die Besetzung und betonte sein Vertrauen in Pallas Fähigkeit, die Deutsche Bahn durch die vor ihr liegenden anspruchsvollen Zeiten zu navigieren.
Ein wesentlicher Schwerpunkt des neuen Führungsteams wird die Umsetzung der jüngst veröffentlichten Strategie von Bundesverkehrsminister Schnieder sein. Diese konzentriert sich insbesondere darauf, die Zuverlässigkeit, Sicherheit und Sauberkeit der Deutschen Bahn zu verbessern. Bis zum Jahr 2036 ist geplant, durch umfassende Generalsanierungen etwa 40 Hauptstrecken im gesamten Schienennetz zu modernisieren. Ein weiteres zentrales Ziel ist die Stärkung der betrieblichen Eigenständigkeit der DB-Tochter InfraGo. In diesem Zusammenhang plant Schnieder, Dirk Rompf als neuen Leiter zu installieren, was jedoch in der Praxis auf Kontroversen stößt.
In Bezug auf die Pünktlichkeit der Züge wurde das ehrgeizige Ziel für den Fernverkehr neu definiert. Bis 2029 sollen mindestens 70 Prozent der Züge pünktlich verkehren, was eine bedeutende Anpassung gegenüber den bisherigen Vorgaben darstellt. Langfristig wird angestrebt, diese Quote auf mindestens 80 Prozent zu erhöhen, um den Kundenservice erheblich zu verbessern.
Allerdings bleibt die Personalfrage bei DB InfraGo ein umstrittenes Thema. Die EVG hat angekündigt, sich gegen die mögliche Ernennung von Dirk Rompf auszusprechen, da seine frühere Rolle als Netz-Chef als ungeeignet für einen Neuanfang gesehen wird. Auch die Arbeitgeberseite im Aufsichtsrat könnte gegen Rompfs Berufung stimmen, was die Durchsetzung von Schnieders Personalvorschlag erschweren könnte. Diese Personalentscheidung hat das Potenzial, bedeutende Auswirkungen auf die politische Position von Minister Schnieder zu haben, sollte Rompf letztlich nicht die erforderliche Unterstützung erhalten.