15. Oktober, 2025

Global

Frieden mit Fragezeichen – Trumps Nahost-Deal zwischen Hoffnung und Inszenierung

Die „Friedenserklärung von Sharm el-Sheikh“ soll den Gaza-Krieg beenden. Doch während Trump sich als Architekt des Friedens feiert, bleiben Israels Regierung und die Hamas demonstrativ fern. Beobachter sprechen von einer politischen Show – mit ungewissem Ausgang.

Frieden mit Fragezeichen – Trumps Nahost-Deal zwischen Hoffnung und Inszenierung
Show des Friedens: Beim Gipfel in Sharm el-Sheikh unterzeichneten Vermittler eine „Friedenserklärung“ – doch weder Israel noch Hamas waren anwesend. Kritiker sprechen von Symbolpolitik statt Substanz.

Ein Gipfel der Symbole

Sharm el-Sheikh im Oktober 2025: roter Teppich, weiße Zelte, goldene Schriftzüge mit der Aufschrift Peace 2025. Dreißig Staats- und Regierungschefs feiern, was Donald Trump als „Friedenswunder“ bezeichnet. Doch während sich die Mächtigen der Welt in Pose setzen, fehlen die Hauptakteure: Israels Premier Benjamin Netanjahu bleibt wegen eines jüdischen Feiertags fern, die Hamas war gar nicht eingeladen.

Die Unterzeichnung der sogenannten Friedenserklärung übernehmen die Vermittler – Ägyptens Präsident al-Sisi, Katars Emir Tamim, der türkische Präsident Erdoğan und Trump. Der Inhalt bleibt zunächst geheim, doch das Weiße Haus spricht von einem „umfassenden Rahmen für dauerhaften Frieden“. Tatsächlich handelt es sich um eine politische Absichtserklärung, die vor allem die aktuelle Waffenruhe auf Basis von Trumps 20-Punkte-Plan zementieren soll.

Geiseln frei – doch Vertrauen fehlt

Am Morgen vor dem Gipfel ließ die Hamas die letzten zwanzig lebenden Geiseln frei, darunter vier Deutsche. Ihre Rückkehr löste in Israel Erleichterung aus, zugleich aber bittere Erinnerungen: Mehr als 1.200 Menschen waren beim Hamas-Angriff vom 7. Oktober 2023 getötet worden.

Die Rückkehrer, darunter der 24-jährige Musiker Alon Ohel, sind Symbole des Überlebens – aber auch des Traumas. Israel bejubelt ihre Freilassung, doch viele Angehörige der Opfer sehen die Waffenruhe skeptisch. Denn während Israel 2.000 palästinensische Gefangene freiließ, blieb unklar, wie lange die fragile Ruhe halten wird.

Jubel in Ramallah, Zweifel in Tel Aviv

Im Westjordanland feierten Hunderte die Heimkehr der Gefangenen, manche nach Jahren ohne Anklage in israelischer Haft. In Ramallah herrschte ausgelassene Stimmung, auf den Straßen Israels dagegen Skepsis. Für viele Israelis ist die Freilassung von Gefangenen, darunter auch zu lebenslanger Haft verurteilte Täter, ein schmerzlicher Preis.

Ägyptens Präsident al-Sisi sprach dennoch von einem „historischen Schritt“ und forderte erneut eine Zweistaatenlösung – als einzigen Weg zu echtem Frieden. Trumps Rhetorik hingegen klang wie gewohnt groß: „Wir haben erreicht, was niemand für möglich hielt.“ Die Realität: Gaza liegt in Trümmern, Israel bleibt tief gespalten, und weder Hamas noch israelische Regierung haben das Papier unterzeichnet.

Saudi-Arabien und die Leerstelle der Macht

Auffällig war die Abwesenheit des saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman. Riad hatte wiederholt betont, ein Frieden mit Israel sei nur denkbar, wenn ein unabhängiger palästinensischer Staat entstehe. Ohne saudische Zustimmung bleibt die regionale Friedensarchitektur brüchig.

Auch Europa spielte diesmal nur die zweite Geige. Kanzler Friedrich Merz reiste mit einer Delegation aus EU-Staaten an, um Unterstützung zu signalisieren. Doch es sind vor allem Ägypten, Katar und die Türkei, die das diplomatische Gewicht tragen – Länder mit jeweils eigenen Interessen im Nahostkonflikt.

Hoffnung mit Haltbarkeitsdatum

Das Abkommen von Sharm el-Sheikh ist mehr symbolischer Akt als substanzielle Wende. Es bringt humanitäre Erleichterung, aber keine Lösung für die zentralen Fragen: den Status von Gaza, die Entwaffnung der Hamas, die Zukunft Jerusalems.

Während in Ramallah und Tel Aviv Jubel und Zweifel aufeinandertreffen, bleibt die Region in einem Schwebezustand – zwischen Erschöpfung und Hoffnung. Frieden, das zeigt auch diese „Erklärung“, beginnt nicht mit Unterschriften, sondern mit Vertrauen. Und daran mangelt es noch immer – auf beiden Seiten.

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