14. Oktober, 2025

Global

Frieden gegen einen hohen Preis – was Israel für den Geisel-Deal wirklich zahlt

Die letzten 20 lebenden Geiseln sind frei, Donald Trump erklärt den Gaza-Krieg für „beendet“. Im Gegenzug setzt Israel einen groß angelegten Gefangenentausch um und zieht Truppen teilweise zurück.

Frieden gegen einen hohen Preis – was Israel für den Geisel-Deal wirklich zahlt
Israel zahlt einen hohen Preis: Rund 2.000 palästinensische Gefangene werden freigelassen – darunter Dutzende wegen Terroranschlägen verurteilte Täter, von denen viele als sicherheitspolitisches Risiko gelten.

Der Moment der Erleichterung – und seine Bedingungen

Hamas hat alle verbliebenen lebenden Geiseln an das Rote Kreuz übergeben; Israel holt die Menschen zurück, die seit dem 7. Oktober 2023 vermisst wurden. Möglich wurde das durch eine US-vermittelte Vereinbarung, die neben der Freilassung der Geiseln auch die Entlassung zahlreicher palästinensischer Gefangener, mehr Hilfslieferungen und einen teilweisen israelischen Rückzug vorsieht.

Trump landete in Tel Aviv, pries einen „historischen Wendepunkt“ und reiste weiter zu einer Gipfelzeremonie nach Ägypten. Jubel – ja. Aber der Deal ist erst Phase eins eines umfassenderen Plans, in dem zentrale Streitfragen offenbleiben.

Die Sicherheitsrechnung: Rückfallrisiko inklusive

Der Preis ist konkret: Israel entlässt in großem Umfang Häftlinge – darunter auch für Anschläge verurteilte Täter. Historische Belege mahnen zur Vorsicht: Beim Schalit-Austausch 2011 kehrte ein erheblicher Teil der Freigelassenen später in den Terror zurück. Das neue Abkommen mindert nicht per se dieses Risiko, es verschiebt es in die Zukunft – genau dorthin, wo Sicherheitsdienste es am wenigsten mögen.

Der moralische Konflikt: Zwei schlechte Optionen

Israels Dilemma ist unverändert: Geiseln zurücklassen – oder Mörder freilassen. Politisch ist die Entscheidung begründbar, moralisch bleibt sie schmerzhaft. Dass die Regierung den Tausch dennoch wagt, zeigt den innenpolitischen Druck der Geisel-Frage – und den außenpolitischen Zwang, überhaupt zu einem verlässlichen Waffenstillstand zu kommen. Die Botschaft an die eigene Gesellschaft lautet: Das Leben der Geiseln hat Priorität – auch um einen hohen Preis.

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Der politische Deal: Waffenruhe ja – Entwaffnung nein

Die Vereinbarung entkoppelt kurzfristige Humanität – Freilassung, Hilfe, Teilrückzug – von langfristiger Sicherheit: Entwaffnung, Governance, Grenzregime. Genau hier liegt das Risiko.

Ohne robuste Entwaffnung und belastbare Übergangsordnung könnte eine Atempause zur Reorganisationsphase der Hamas werden. Deren programmatische Texte akzeptieren zwar eine Übergangslösung im Rahmen der 1967-Grenzen, eine Anerkennung Israels bleibt aber aus. Das ist die geopolitische Sollbruchstelle des Deals.

Der militärische Faktor: Ruhe unter Vorbehalt

Israel zieht Truppen auf vereinbarte Linien zurück – nicht aus Vertrauen, sondern um den humanitären Teil des Kompromisses zu ermöglichen. Gleichzeitig behält sich Jerusalem vor, bei Verstößen erneut militärisch zu reagieren.

Ehemalige israelische Amts- und Würdenträger verorten die Lage nüchtern: Es ist womöglich nicht das Ende des Krieges, aber das Ende des unsäglichen Leidens der Geiseln – und ein diplomatisches Fenster. Diese Einschätzung ist ehrlicher als jedes Siegesnarrativ.

Die Region als Mitbürge: Ägypten, Katar – und Washington

Ohne arabische Vermittler und US-Druck gäbe es den Deal nicht. Ägypten und Katar müssen nun beweisen, dass sie nicht nur moderieren, sondern die Nachkriegsordnung auch stützen können – mit Hilfslogistik, Grenzmanagement, politischer Kontrolle und dem heikelsten Punkt: der tatsächlichen Eindämmung bewaffneter Akteure in Gaza.

Die USA koppeln ihr politisches Kapital sichtbar an den Erfolg dieser Architektur. Scheitert sie, fällt die Rechnung auch in Washington an.

Die humanitäre Dimension: Erleichterung – keine Erlösung

Die Geisel-Heimkehr lindert individuelles Leid und schafft Raum für Versorgung, Wiederaufbau und Minenräumung. Sie beendet aber nicht den strukturellen Notstand in Gaza: massive Zerstörung, Binnenvertreibung, fragile Versorgungswege. Jede Woche ohne belastbaren Governance-Plan erhöht das Risiko eines sicherheitspolitischen Vakuums.

Was jetzt entscheidet – drei harte Prüfsteine

  1. Verifizierbare Entwaffnungsschritte: Waffenabgabe, Tunnelkontrolle, Blockierung von Finanzströmen.
  2. Übergangsverwaltung mit Mandat und Mitteln, die weder Hamas-Herrschaft fortschreibt noch in der Luft hängt.
  3. Rückfallprävention bei Entlassenen – von Ausreiseauflagen bis engmaschigen Sicherheitskontrollen.

Ohne diese drei Elemente bleibt der Deal ein Feuerlöscher ohne Wasseranschluss.

Hart gesagt: Israel hat Zeit gekauft, keine Sicherheit. Der Deal rettet Leben, öffnet ein politisches Fenster und lädt zugleich Risiken auf. Entscheidend ist jetzt, ob aus dieser historischen Atempause eine belastbare Ordnung wächst. Ohne Entwaffnung, Governance und Kontrolle ist „Frieden“ nur ein anderes Wort für die nächste Eskalation.

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