01. September, 2025

Reichtum

Finanzkompetenz in Deutschland: Kenntnisdefizite und Informationsherausforderungen im Mittelpunkt

Eine jüngst durchgeführte YouGov-Umfrage im Auftrag der Postbank hat aufschlussreiche Erkenntnisse zur finanziellen Bildung der deutschen Bevölkerung hervorgebracht. Die Ergebnisse zeigen, dass etwa ein Drittel der Deutschen in Bezug auf Geldanlagefragen ein hohes Informationsdefizit sieht. Genauer betrachtet, bewerten 34,6 Prozent der 2.001 befragten Erwachsenen ihre Kenntnisse im Bereich Vermögensaufbau als unzureichend, wobei einige dieser Gruppe angeben, keinerlei Wissen über solche Themen zu besitzen.

Insbesondere als alarmierend gilt, dass 26,7 Prozent der Befragten angeben, sich überhaupt nicht mit Finanzfragen zu beschäftigen. Für diejenigen, die dennoch Unterstützung in Bezug auf Spar- und Investitionsentscheidungen suchen, bleibt das familiäre Umfeld die bevorzugte Anlaufstelle. Freundeskreise sowie Finanzplattformen im Internet sind ebenfalls bedeutende Ressourcen, während etwa ein Fünftel der Umfrageteilnehmer die Beratung durch Bankinstitute in Anspruch zieht.

Die Rolle von Social-Media-Influencern, sogenannten Finfluencern, wird hingegen skeptisch betrachtet. Sage und schreibe 77,6 Prozent der Umfragebeteiligten äußern eher kritische bis ablehnende Haltungen gegenüber den Empfehlungen dieser Influencer. Auffällig ist dabei die starke Diskrepanz zwischen den Altersgruppen: Während bei den 18- bis 24-Jährigen fast 30 Prozent Finfluencer als wertvolle Informationsquelle schätzen, sinkt dieser Anteil bei den über 55-Jährigen drastisch auf lediglich 3,2 Prozent.

Im Lichte dieser Ergebnisse mahnen Verbraucherschützer und die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) zur Vorsicht bei der Annahme von Anlagetipps aus sozialen Medien. Sie heben die Wichtigkeit einer kritischen Betrachtungsweise der Quellen und deren Informationsqualität hervor. Experten wie Thomas Brosch von der Postbank und Marc Tüngler von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) plädieren dafür, die Hintergründe von Influencern genauestens zu überprüfen und deren Ratschläge wohlüberlegt zu bewerten.

Bezeichnenderweise zeigt sich trotz der Fülle an verfügbaren Finanzinformationen eine Tendenz zu konservativen Anlageformen, insbesondere bei der jüngeren Generation. Trotz gesteigertem Interesse an finanziellen Themen legen viele junge Menschen ihr Geld noch immer bevorzugt auf unverzinsten Girokonten oder Tagesgeldkonten an. In der Erhebung gaben 19,6 Prozent der Sparer an, ihr Geld hauptsächlich auf dem Girokonto zu belassen, während 18,5 Prozent Tagesgeldkonten nutzen. Im Vergleich dazu schneiden Aktienfonds, ETFs und selbstgenutzte Immobilien hinsichtlich der Popularität deutlich weniger gut ab. Diese Ergebnisse verdeutlichen die Notwendigkeit verstärkter Bildungsinitiativen, um das Bewusstsein für effektivere Anlagestrategien zu fördern.