Ein Debüt wie aus dem Lehrbuch – und dann nochmal verdreifacht
Am Donnerstag ging Figma an die Börse. Der Designsoftware-Anbieter war mit einem Preis von 33 Dollar pro Aktie gestartet – und schloss den Tag bei 115,50 Dollar.
Das entspricht einem Plus von über 250 %. Die Bewertung schoss damit von 19 auf fast 68 Milliarden Dollar. Für ein Unternehmen, das erst 2012 gegründet wurde, ein beispielloser Erfolg.
Dabei war Figma ursprünglich fast an Adobe verkauft worden. 2022 wollten die Kalifornier den Wettbewerber für 20 Milliarden Dollar schlucken. Doch Kartellwächter verhinderten das Geschäft – und das war im Nachhinein ein Glücksfall. Figma nutzte die Unabhängigkeit, baute sein Produktportfolio aus und kam nun mit neuem Selbstbewusstsein an die Börse.
Index Ventures: Vom Frühinvestor zum ganz großen Gewinner
Den größten Zahltag hatte das Risikokapitalunternehmen Index Ventures. Die Firma war seit der Seed-Runde 2013 an Bord, investierte kontinuierlich weiter – und hält nach dem IPO rund 66 Millionen Figma-Aktien. Das entspricht einem Anteil von 13 % – aktuell rund 7,2 Milliarden Dollar wert.
Index verkaufte beim Börsengang selbst etwa 3,3 Millionen Aktien für rund 108 Millionen Dollar. Der eigentliche Schatz aber liegt im Depot: ein Investment, das sich mehr als ausgezahlt hat.
Greylock Partners: Auch spät kann sehr früh sein
Auch Greylock Partners war früh dabei – wenn auch nicht ganz so früh wie Index. Die Firma stieg 2015 zur Series A ein, übernahm später sogar weitere Anteile von anderen Investoren. Heute hält Greylock rund 12 % der Figma-Anteile – im Wert von 6,7 Milliarden Dollar.

Partner John Lilly sitzt seit fast zehn Jahren im Aufsichtsrat. Beim IPO ließ man sich rund 101 Millionen Dollar auszahlen, der Rest bleibt liegen – in der Hoffnung auf noch mehr.

Dylan Field: Der Mann mit den meisten Stimmen
Figma-CEO Dylan Field hält 11 % am Unternehmen – und kontrolliert über Stimmrechte sogar rund 74 %. Seine Aktien sind aktuell etwa 6,3 Milliarden Dollar wert. Beim Börsengang verkaufte er einen kleinen Teil für 78 Millionen – der Großteil bleibt unangetastet.
Field hatte Figma mit 19 gegründet, nachdem er ein Thiel-Stipendium bekommen und die Uni verlassen hatte. Er ist das Gesicht des Unternehmens – und nun auch einer der reichsten Tech-Gründer unter 35.
Evan Wallace: Der stille Zweite mit Milliarden-Anteil
Mitgründer Evan Wallace, heute nicht mehr operativ bei Figma aktiv, hält 5,5 % – rund 3,1 Milliarden Dollar wert. Er spendete einen Teil seiner Aktien an die Marin Community Foundation, die daraus 440 Millionen Dollar erlösen konnte. Damit ist das IPO auch für den guten Zweck ein voller Erfolg.
Wallace arbeitet inzwischen an Open-Source-Tools und hat mit dem Geld offenbar keine großen Ambitionen mehr – zumindest keine finanziellen.
Kleiner Perkins: Der Dritte im Bunde
Die bekannte VC-Firma Kleiner Perkins stieg 2018 mit der Series B bei Figma ein. Heute hält sie rund 11 % der Anteile, die etwa 6 Milliarden Dollar wert sind. Partner Mamoon Hamid sitzt seit Jahren im Board – und darf sich nun über ein echtes Erfolgsprojekt freuen.
Beim IPO verkaufte Kleiner Perkins etwa 2,7 Millionen Aktien für rund 91 Millionen Dollar.
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Sequoia: Nicht ganz vorne, aber dennoch mit Milliarden dabei
Sequoia Capital kam 2019 dazu – und hält heute rund 7 % der Anteile. Macht einen Buchwert von 3,8 Milliarden Dollar. Auch hier wurde beim IPO ein kleiner Teil für etwa 56 Millionen Dollar verkauft – das meiste aber bleibt im Bestand.
Sequoia-Partner Andrew Reed nennt Figma „ein Unternehmen ohne echte Konkurrenz“. Der Markt scheint ihm recht zu geben.
C-Level mit Bonusfaktor: Auch das Management verdient gut
Neben Investoren und Gründern profitieren auch einige Topmanager:
- CFO Praveer Melwani: 0,3 % der Anteile → 171 Millionen Dollar
- CRO Shaunt Voskanian: 0,2 % → 136 Millionen Dollar
- Board-Mitglied Lynn Vojvodich Radakovich: 0,1 % → 73 Millionen Dollar
Alle drei haben teilweise beim IPO verkauft, aber jeweils noch relevante Anteile behalten.
Ein Börsengang wie im Silicon-Valley-Lehrbuch
Figma hat nicht nur ein eindrucksvolles IPO hingelegt – es hat Investoren, Mitarbeitern und einem wohltätigen Fonds Milliarden beschert. Der geplatzte Adobe-Deal wurde zur Initialzündung für ein neues Kapitel. Statt Exit kam Expansion. Statt Integration: Innovation.
Was bleibt, ist die Erkenntnis: Wer den Mut hat, unabhängig zu bleiben – und das richtige Produkt zur richtigen Zeit anbietet –, kann es auch ohne die Großen ganz nach oben schaffen.
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