Ein Crash mit Ansage
Die Zahlen waren nicht schlecht. Im Gegenteil: Ferrari steigerte im zweiten Quartal den Umsatz um 4 % auf 1,79 Mrd. Euro, das Ebitda legte um 6 % auf 709 Mio. Euro zu.
Auch unterm Strich blieb mehr hängen: 425 Mio. Euro Nettogewinn – ein Plus von drei Prozent. Und dennoch fiel die Aktie am Donnerstag um über zehn Prozent. Am Freitag dann direkt der nächste Schlag: weitere 4,7 % im Minus. Was ist da passiert?
Die Zahlen stimmen – aber nicht die Story
Ferrari hat im Quartal 3.494 Autos ausgeliefert – exakt so viele wie im Vorjahr. Das Management um CEO Benedetto Vigna zeigte sich zufrieden, verwies auf „volle Auftragsbücher“ und eine bis 2027 ausverkaufte Produktion.
Doch die Börse wollte mehr: mehr Wachstum, mehr Dynamik, am besten gleich eine Prognoseanhebung. Die blieb aus – und prompt war die Enttäuschung programmiert. Besonders der etwas maue Free Cashflow enttäuschte die Investoren.
Zölle? Kein Problem. China? Stabil. Cashflow? Ein Thema.
Ferrari ist von den jüngsten US-Zöllen kaum betroffen – dank treuer Kundschaft mit hoher Zahlungsbereitschaft. Auch in China hält sich der Absatz wacker, während andere Hersteller dort Marktanteile verlieren. Und trotzdem: Die Aktie wurde abgestraft.
Denn stagnierende Auslieferungen und eine unspektakuläre Liquiditätsentwicklung waren nicht das, worauf Wachstumsfans gewettet hatten.
Analysten wittern Kaufgelegenheit
Analyst Tom Narayan von RBC hält den Kurssturz für übertrieben. Viele Anleger hätten wohl eine Anhebung der Prognose erwartet, so Narayan. Das sei unrealistisch gewesen. Seine Einschätzung:
„Die Zahlen sind gut, das Geschäftsmodell stabil – und die Aktie jetzt schlicht günstig.“
Sein Kursziel liegt bei 500 Dollar – rund 20 % über dem aktuellen Niveau.
Auch Stephen Reitman von Bernstein Research sieht keine fundamentale Verschlechterung. Vielmehr sei der Kursrückgang eine „Reaktion auf überhöhte Erwartungen“. Das Momentum sei intakt, das Unternehmen strategisch gut aufgestellt – nicht zuletzt mit Blick auf die kommenden Modellreihen.
Der Elettrica kommt – und bringt die Wende?
2025 wird für Ferrari zum Schlüsseljahr. Denn dann kommt nicht nur der 296 Speciale auf den Markt, sondern vor allem der „Elettrica“ – das erste vollelektrische Modell der Marke.
Ein mutiger Schritt für eine Ikone des Verbrennungsmotors. Ferrari selbst will sich damit strategisch neu aufstellen – ohne seine DNA zu verlieren. 15 neue Modelle sollen bis 2026 folgen, die Margenziele von 38 bis 40 % bereits 2025 erreicht werden.
Luxus bleibt Luxus – auch an der Börse
Was Ferrari von vielen Autoherstellern unterscheidet, ist die fehlende Preiselastizität. Wer sich einen Ferrari leisten kann, zahlt auch zehn Prozent mehr. Das macht den Konzern resistent gegen konjunkturelle Schwankungen, Zölle oder selbst regionale Absatzprobleme. Der Luxus ist nicht das Problem – er ist die Lösung.
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