CTS Eventim erlebt einen der schwärzesten Handelstage seit Jahren. Nachdem der Ticketvermarkter am Donnerstag schwache Halbjahreszahlen vorlegte, rauschte die Aktie zeitweise um 18,5 Prozent nach unten – so stark wie kein anderes Papier im MDax. Damit ist der Kursgewinn des laufenden Jahres nahezu ausgelöscht.
Umsatz wächst, Gewinn schrumpft
Auf den ersten Blick wirken die Zahlen solide: Der Umsatz stieg im ersten Halbjahr um knapp acht Prozent auf 1,29 Milliarden Euro. Doch beim Gewinn knirscht es. Das bereinigte operative Ergebnis (Ebitda) sank um 0,8 Prozent auf 200,5 Millionen Euro.
Unter dem Strich verdiente der Konzern im zweiten Quartal mit 44 Millionen Euro sogar 24 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Analysten hatten mit einem klaren Plus gerechnet – und wurden enttäuscht.
Festivals ausverkauft, Ergebnis dennoch schwach
Selbst die großen Aushängeschilder „Rock am Ring“ und „Rock im Park“, die beide ausverkauft waren, konnten den Rückgang nicht kompensieren.

Zwar legte das Ticketgeschäft um mehr als 15 Prozent auf gut 202 Millionen Euro zu, doch die Konzerte und Eigenveranstaltungen des Konzerns brachten 4,5 Prozent weniger Erlöse. Insgesamt stagnierte der Umsatz im zweiten Quartal nahezu.
Teure Expansion nach Frankreich und Großbritannien
Für zusätzliche Belastung sorgt die Expansion ins Ausland. Eventim hatte zuletzt See Tickets in Großbritannien und France Billet übernommen – Deals, die kurzfristig viel kosten, bevor sie Synergien abwerfen.
Vorstandschef Klaus-Peter Schulenberg beschwichtigt, dies sei „eine Investition in die Zukunft“, doch Investoren sehen vor allem steigende Kosten und sinkende Margen.
Kurs unter Druck – Vertrauen angekratzt
Mit rund 82 Euro notiert die Aktie nun wieder auf dem Niveau vom Jahresanfang, nachdem sie im Mai noch über 114 Euro geklettert war. Die Marktkapitalisierung schrumpfte binnen Stunden um Milliarden.
Analysten zweifeln, ob die Prognose für 2025, die weiterhin moderate Zuwächse verspricht, noch zu halten ist. Offiziell hält das Management daran fest, doch zwischen den Zeilen ist von „Unsicherheitsfaktoren“ die Rede.
Starker Einbruch in einem boomenden Markt
Die Ironie: Während die Nachfrage nach Live-Erlebnissen nach der Pandemie weiterhin hoch ist, gelingt es Eventim nicht, daraus stabile Gewinne zu ziehen. Die Konkurrenz ist aggressiv, die Kosten für Künstler, Sicherheit und Logistik explodieren. In einigen europäischen Märkten gibt es Gegenwind, die Margen bröckeln.
Die CTS-Aktie erlebt ein böses Erwachen. Anleger, die auf einen stabilen Wachstumskurs gesetzt hatten, stehen nun vor einem Dilemma: Geduld mit Schulenbergs Expansionsstrategie – oder Ausstieg aus einer Aktie, deren Kursfantasie vorerst verpufft ist.
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