Die Deutsche Bahn hat mit der Ernennung von Evelyn Palla zur neuen Vorstandsvorsitzenden einen bedeutenden Schritt in Richtung eines umfassenden Wandels unternommen. Palla bringt eine frische Perspektive in den traditionsreichen Konzern, mit dem ambitionierten Ziel, die Qualität und Effizienz des Unternehmens nachhaltig zu steigern. Sie hat einen grundlegenden Neustart angekündigt, bei dem sie den gesamten Konzern radikal umstrukturieren möchte. In dieser Hinsicht bittet sie die Kundschaft um Geduld, da diese tiefgreifenden Veränderungen Zeit in Anspruch nehmen werden.
Bemerkenswert ist, dass Evelyn Palla, die aus Südtirol stammt, als erste Frau überhaupt die Führung der Deutschen Bahn übernimmt. Sie löst damit Richard Lutz ab, dessen achtjährige Amtszeit in erster Linie von einer stagnierenden Entwicklungsdynamik geprägt war. Unterstützung erhält sie von Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder (CDU), der Pallas visionäre Pläne mit neuen strategischen Leitlinien flankiert. Diese fokussieren auf zentrale Aspekte wie Zuverlässigkeit, Sicherheit und Sauberkeit innerhalb des Unternehmens.
Bereits im kommenden Jahr sollen drei Sofortprogramme initiiert werden, die darauf abzielen, den Komfort im Fernverkehr signifikant zu verbessern. Der Handlungsbedarf ist erheblich, denn über ein Drittel der Fernzüge erreichte im ersten Halbjahr dieses Jahres nicht pünktlich sein Ziel. Palla verdeutlicht, dass die Modernisierung der Deutschen Bahn ein langfristiger Prozess ist – kein Sprint, sondern ein Marathon. Dennoch verspricht sie, dass schmutzige Züge und Bahnhöfe sowie defekte Bordbistros bald der Vergangenheit angehören werden. Ein neu entwickelter, digitaler 'Baustellen-Melder' soll den Reisenden zukünftig bei der Routenplanung unterstützen und für mehr Transparenz sorgen.
Die selbstgesteckten Pünktlichkeitsziele von 65 bis 70 Prozent werden voraussichtlich im aktuellen Jahr nicht erreicht, ein Umstand, den Minister Schnieder als übermäßig ambitioniert bezeichnet. Das langfristige Ziel besteht jedoch darin, bis 2029 eine Pünktlichkeit von mindestens 70 Prozent zu garantieren. Die Hauptursache für die bestehenden Verspätungen sieht die Deutsche Bahn in der maroden Infrastruktur sowie den laufenden, umfangreichen Baumaßnahmen. Bis 2036 sollen daher 40 besonders stark beanspruchte Strecken einer umfassenden Sanierung unterzogen werden.
Pallas Vision erstreckt sich jedoch auch auf die interne Unternehmensführung. Sie strebt einen Weg an, der sich durch eine Abkehr von übermäßiger Bürokratie und eine Hinwendung zu klarer Verantwortlichkeit vor Ort auszeichnet. Die neue Führungsebene soll eine Kultur des Machertums etablieren, die es ermöglicht, dass Entscheidungen genau dort getroffen werden, wo deren Wirkung am größten ist. Zudem wird die Verwaltung auf den Prüfstand gestellt, um den Fokus verstärkt auf die Kundenorientierung zu richten. In diesem Kontext betrachtet Palla die operativen Kräfte als das Rückgrat des Unternehmens und möchte ihnen den notwendigen Raum für Innovation und Eigeninitiative geben.