20. Mai, 2024

Wirtschaft

Europas Wirtschaft blickt skeptisch auf chinesischen Markt

Europas Wirtschaft blickt skeptisch auf chinesischen Markt

Die Zuversicht europäischer Unternehmen bezüglich ihrer Expansionsmöglichkeiten in China hat einen historischen Tiefpunkt erreicht. In einer aktuellen Umfrage der EU-Handelskammer in Peking äußerten sich 23 Prozent der befragten Firmen pessimistisch über ihre Wachstumsperspektiven auf dem chinesischen Markt in den nächsten zwei Jahren. Im Vergleich zum Vorjahr, als lediglich 9 Prozent der Firmen diese Sorgen teilten, zeigt sich ein deutlicher Anstieg des Pessimismus. Analog dazu fiel der Anteil der optimistischen Unternehmen von 55 auf 32 Prozent.

Die europäischen Akteure in China hatten ein schwieriges Jahr hinter sich, so die Kammer. Die anfängliche Hoffnung nach der Öffnung des Landes post-pandemisch wurde durch strukturelle Schwächen wie geringe Binnennachfrage, hohe Schulden der lokalen Regierungen und eine angespannte Lage im Immobiliensektor gedämpft. Zusätzlich verunsicherten widersprüchliche Signale der chinesischen Führung die europäischen Firmen.

Die Unternehmen identifizieren vor allem die Wirtschaftsabschwächung in China als zentrale Geschäftsherausforderung, dicht gefolgt von der globalen Konjunktureintrübung. Darüber hinaus bereiten der Konflikt zwischen den USA und China sowie weitere geopolitische Spannungen Sorgen. Der Wettbewerbsdruck durch chinesische Firmen wächst ebenso.

Regulatorische Hürden und unvorhersehbare Gesetze bleiben ein Hemmnis für das Geschäft in China, wobei nur 16 Prozent der Befragten mit einer Lockerung rechnen – ein bisher unerreichter Tiefstwert. Entsprechend sinkt auch die Einstufung Chinas als bevorzugtes Investitionsziel; nur noch 15 beziehungsweise 12 Prozent sehen das Land als Top-Destination.

Investitionen, die eigentlich für China vorgesehen waren, werden zunehmend in andere Märkte umgeleitet, die als berechenbarer gelten. Der Wille zur Ausweitung der Aktivitäten in China erreichte mit nur 42 Prozent einen neuen Negativrekord. Auch die Reinvestition von Gewinnen im Land wird von den Unternehmen zunehmend eingeschränkt.

Ein wachsender Problemfaktor stellen die hohen Überkapazitäten in verschiedenen Wirtschaftssektoren dar. Insbesondere im Baugewerbe sehen 69 Prozent der Befragten Überkapazitäten, in der Automobilindustrie sind es 62 Prozent. Übermäßige Investitionen in die lokale Produktion sowie eine schwache Nachfrage sowohl in China als auch global werden als Gründe für diese Entwicklung genannt.

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen machte vor einem Treffen mit dem chinesischen Staatspräsidenten Xi Jinping deutlich, dass die EU die Subventions- und Handelspraktiken Chinas nicht länger hinnehmen wird. Angesichts der schwachen Binnennachfrage und übermäßigen Produktion durch staatliche Subventionen steht China international unter Beobachtung. Die EU-Kommission prüft sogar potenzielle Strafzölle auf chinesische Elektroautos als Reaktion auf die aktuellen Handelsmuster.