22. Oktober, 2024

Technologie

Europäischer Hoffnungsträger Ariane 6 feiert erfolgreichen Jungfernflug

Europäischer Hoffnungsträger Ariane 6 feiert erfolgreichen Jungfernflug

Die Europäische Raumfahrt kann aufatmen: Die neue Trägerrakete Ariane 6 hat ihren ersten Flug in den Weltraum erfolgreich absolviert und damit ein entscheidendes Kapitel in der Geschichte der europäischen Raumfahrt geschrieben. Zu unserer großen Freude startete die Rakete um 21:00 Uhr deutscher Zeit vom Weltraumbahnhof in Kourou, Französisch-Guayana – unter den staunenden Augen zahlreicher Raumfahrtenthusiasten.

Etwa eine Stunde nach dem Start kam die erlösende Nachricht: Die europäische Raumfahrtbehörde (Esa) bestätigte den erfolgreichen Flug der Rakete, die mehrere Satelliten ablieferte. „Wir schreiben heute Geschichte“, verkündete Esa-Chef Josef Aschbacher begeistert. Dieses Ereignis markiert den Ausbruch aus einer Krise, die den europäischen Trägerraketensektor monatelang mit Unsicherheit belastet hatte.

Der gesamte Flug der beeindruckenden 56 Meter hohen und 540 Tonnen schweren Rakete dauerte knapp drei Stunden. Bereits kurz nach dem Start, als die ersten Booster abgelöst wurden, brach Jubel unter den Beobachtern aus. Mit jedem weiteren Meilenstein der Mission stieg die Begeisterung, getragen von Freude und Erleichterung.

**Aus der Krise in die Zukunft**

Seit einem Jahr hatte Europa keine eigene Rakete, die Satelliten ins All bringen konnte, da die Vorgängermodelle wie Ariane 5 und Vega C keine Starts durchführten. Die Ariane 6 soll diese Lücke nun schließen und Europas Unabhängigkeit sichern. Rolf Densing, Leiter des Esa-Kontrollzentrums in Darmstadt, bemerkte: „Das Auftragsbuch ist voll. 29 Starts sind bereits vorbestellt, darunter auch für Amazon.“ Optimistisch fügte er hinzu, dass bis zu elf Starts pro Jahr möglich seien.

Die Entwicklung der Ariane 6 hat zehn Jahre gedauert und stellt eine kostengünstige und flexible Alternative zu früheren Modellen dar. Sie kann je nach Bedarf mit zwei oder vier Boostern ausgestattet werden und bis zu 11,5 Tonnen Fracht in geostationäre Umlaufbahnen transportieren. Ein besonderer Vorteil ist ihre Fähigkeit, Satelliten in unterschiedliche Orbits zu befördern, ermöglicht durch das wiederzündbare Vinci-Triebwerk.

**Diskussionen über Modernität**

Während Esa-Chef Aschbacher optimistisch ist, gibt es auch kritische Stimmen. Martin Tajmar von der TU Dresden sieht Europa im Vergleich zu den USA, insbesondere zu SpaceX, zurückfallen. Der geplante Nachfolger von Ariane 6 soll wiederverwendbar sein, doch bis dahin könnten Jahre ins Land gehen.

Aufgrund der langwierigen Entscheidungsprozesse der Esa wird spekuliert, dass Europa auch weiterhin hinter den Entwicklungen in den USA hinterherhinken könnte. Dennoch birgt der erfolgreiche Erstflug der Ariane 6 die Chance auf wertvolle Erkenntnisse, um sie weiter zu verbessern.

**Bedeutende deutsche Beteiligung**

Deutschland spielte eine zentrale Rolle bei der Entwicklung der Ariane 6, unter anderem durch die Montage wichtiger Komponenten in Bremen und Tests in Lampoldshausen. Nach Frankreich ist Deutschland der größte Geldgeber und trug etwa 20 Prozent der insgesamt vier Milliarden Euro hohen Entwicklungskosten.