19. Dezember, 2025

Politik

EU vertagt Mercosur-Abkommen: Enttäuschung in der deutschen Wirtschaft

Die Verschiebung des lang erwarteten EU-Freihandelsabkommens mit den südamerikanischen Mercosur-Staaten – Argentinien, Brasilien, Paraguay und Uruguay – hat erhebliche Bedenken innerhalb der deutschen Industrie ausgelöst. Tanja Gönner, Hauptgeschäftsführerin des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI), äußerte scharfe Kritik an dem erneuten Aufschieben, das sie als Rückschlag für die Glaubwürdigkeit Europas als geostrategische Macht bezeichnete. Ursprünglich war vorgesehen, das Abkommen an diesem Samstag zu unterzeichnen, doch nun wird ein neuer Termin erst für die erste Januarhälfte ins Auge gefasst.

Besonders hervorzuheben ist, dass Bolivien – obwohl es seit 2024 ein Mitglied von Mercosur ist – nicht als Vertragspartei des Abkommens auftritt. Gönner richtete einen dringenden Appell an die EU-Staats- und Regierungschefs, alle notwendigen Maßnahmen zu ergreifen, um sicherzustellen, dass das Abkommen im Januar erfolgreich finalisiert wird. Auch Italien, unter der Führung von Regierungschefin Giorgia Meloni, zeigte sich bislang skeptisch und verwendete vorsichtige Kritik gegenüber dem geplanten Handelsabkommen.

Der Verband der Automobilindustrie (VDA) reiht sich in den Chor der Unzufriedenen ein. VDA-Präsidentin Hildegard Müller äußerte ihre Missbilligung über die Verzögerung und warnte, dass diese Entscheidung als 'schlechte Nachricht' zu interpretieren sei. Ihrer Meinung nach sendet die EU aktuell ein Zeichen der Schwäche, was gerade in einer Zeit kritischer wirtschaftlicher Anforderungen in Europa besonders beunruhigend sei. Müller betonte, dass die EU ihre Glaubwürdigkeit wahren und den Zugang zu neuen und bedeutenden Märkten sichern müsse.

Das Freihandelsabkommen ist darauf ausgerichtet, Zölle und Handelsbarrieren zwischen der EU und den Ländern der Mercosur-Wirtschaftsorganisation abzubauen, wodurch eine der weltweit größten Freihandelszonen mit über 700 Millionen Einwohnern entstehen würde. Ein solches Abkommen wäre auch als starkes Signal gegen die protektionistische Handelspolitik der USA unter der Führung von Donald Trump zu verstehen. Die Verhandlungen ziehen sich jedoch bereits seit 1999 hin und verschiedene Herausforderungen müssen noch überwunden werden, bevor eine endgültige Einigung erzielt werden kann.

Es bleibt abzuwarten, ob die politischen und wirtschaftlichen Führungskräfte der EU und der Mercosur-Länder die Hindernisse rechtzeitig bewältigen und die Grundsteine für eine erfolgreiche wirtschaftliche Zusammenarbeit legen können. Der Fortgang dieser Verhandlungen ist von entscheidender Bedeutung für die Stärkung und Positionierung Europas auf der globalen Handelsbühne.