Ein Fonds, der nach Marktmacht riecht
Die InvestmentWeek stellt regelmäßig einen ETF vor, der aus unserer Sicht besondere Aufmerksamkeit verdient. Nicht, weil er neu ist – sondern weil er Relevanz hat. Für Langfristinvestoren. Für Strategen. Für Menschen, die wissen wollen, wie man mit wenigen Positionen an den größten Unternehmen der Welt partizipieren kann.
Der iShares Dow Jones Global Titans 50 ETF ist genau so ein Produkt. Er ist kein stilles Nebenbei-Investment, sondern ein Statement im Depot:
„Ich will die Großen. Ich will die Mächtigen.“
Wir haben den Fonds auf Herz und Nieren geprüft, seine Struktur analysiert, die Chancen, Risiken und Alternativen beleuchtet – und zeigen, was Anleger wirklich erwartet.
Nvidia dominiert – SAP fehlt
Der größte Halbleiterkonzern der Welt trägt inzwischen auch das Gewicht des Global Titans Index. Mit einer Einzelgewichtung von über acht Prozent führt Nvidia die Liste der 50 größten multinationalen Unternehmen an – dicht gefolgt von Microsoft, Apple, Amazon und Alphabet. Gemeinsam stehen diese fünf US-Konzerne für fast ein Drittel des ETF. Europäische Titel? Selten. Deutsche? Fehlanzeige.
Statt SAP oder Siemens finden sich im Titans-Index US-Schwergewichte en masse. 37 von 50 Titeln stammen aus den Vereinigten Staaten, das entspricht 86 Prozent Indexanteil.
Lediglich Taiwan Semiconductor (3,3 %), Nestlé, Novartis und Roche schaffen es, außerhalb der USA überhaupt mitzuspielen. Der ETF ist also keine globale Wirtschaftskarte – sondern ein US-Tech-Battle-Royale.
Was steckt hinter dem Titans-Konzept?
Der Dow Jones Global Titans Index wurde 1999 aufgelegt, als Benchmark für das, was damals als Inbegriff der Globalisierung galt: multinationale Konzerne, weltweit aktiv, an den größten Börsen der Welt notiert.
Die Auswahl erfolgt nach einem festen Schlüssel: 60 % Gewichtung basieren auf der Marktkapitalisierung, jeweils 20 % auf Umsatz und Gewinn. Einmal im Jahr wird umgeschichtet – im September. Alle drei Monate wird überprüft, ob noch alles passt.

Das klingt solide. Doch in der Realität führt die Methodik zu einer massiven Konzentration auf wachstumsstarke US-Tech-Unternehmen. Die Titans heißen längst nicht mehr General Electric oder BP – sondern Alphabet, Meta, Visa. Und wer einen ETF auf diesen Index kauft, muss wissen: Man investiert nicht in eine globale Mischung, sondern in ein sehr spezifisches Marktsegment mit sehr viel Silicon Valley.
ETF mit historischer Performance – und veraltetem Preisschild
Der iShares Dow Jones Global Titans 50 ETF (ISIN: DE0006289382) ist ein Klassiker. Er wurde bereits 2001 in Deutschland aufgelegt und gehört zu den ersten Indexfonds überhaupt, die hierzulande handelbar waren. Die Idee war einfach: breit gestreut in die größten Unternehmen der Welt investieren – physisch repliziert, ohne synthetischen Schnickschnack.
Das Konzept hat funktioniert. In den vergangenen zehn Jahren hat der ETF über 250 Prozent zugelegt – im Schnitt mehr als 13 Prozent pro Jahr. Seit Anfang 2022 sogar rund 115 Prozent, angetrieben von der KI-Rally rund um Nvidia, Microsoft und Co.
Doch die Kehrseite: Die laufenden Kosten sind mit 0,51 Prozent pro Jahr für heutige Verhältnisse hoch. Neue globale ETFs – etwa auf den MSCI World – kosten oft nur 0,15 bis 0,20 Prozent. Wer langfristig investiert, verliert beim Titans-ETF also jedes Jahr einen spürbaren Teil der Rendite durch Gebühren.
Eine Alternative aus Frankreich – mit Haken
Wer auf den Global Titans Index setzen will, aber weniger zahlen möchte, findet mit dem Amundi DJ Global Titans 50 ETF (ISIN: FR0007075494) eine Alternative.
Die Kostenquote liegt bei 0,40 Prozent – also etwas günstiger. Der Nachteil: Amundi bildet den Index synthetisch ab. Das bedeutet, die tatsächlichen Aktien liegen nicht im Fonds, sondern werden durch Tauschgeschäfte (Swaps) simuliert. Für viele konservative Anleger ist das ein Ausschlusskriterium.
Immerhin: Beide ETFs schütten regelmäßig Dividenden aus – und zwar quartalsweise. Die Rendite liegt bei rund 0,6 Prozent pro Jahr. Kein Ertragswunder, aber besser als nichts.
Der Titans-ETF im Vergleich zum MSCI World
Der Vergleich mit dem MSCI World drängt sich auf – denn auch dort dominieren US-Konzerne. Doch die Gewichtung ist deutlich breiter. Im MSCI World sind über 1.500 Unternehmen aus 23 Industrieländern enthalten. In der Praxis bedeutet das: Weniger Konzentration, mehr Diversifikation – und ein deutlich geringerer Anteil von Einzeltiteln wie Nvidia.
Während der Titans-ETF mit seiner Fokussierung auf Megakonzerne eine Art „Best-of-Wall-Street“ liefert, bleibt der MSCI World näher an der realen globalen Wirtschaftsstruktur. Das macht ihn – gerade für Einsteiger – oft zur rationaleren Wahl.
Für wen sich der ETF trotzdem lohnen kann
Wer gezielt in die größten Player der Welt investieren möchte, macht mit dem Titans-ETF nichts falsch. Microsoft, Nvidia, Apple, Nestlé, Coca-Cola, Johnson & Johnson – das ist geballte Marktmacht, oft mit monopolähnlichen Strukturen. Die Performance der letzten Jahre war beeindruckend – und auch in Zukunft dürfte das Titanen-Team besser durch Krisen kommen als kleine Nischenunternehmen.
Allerdings: Wer ohnehin schon US-Tech im Depot hat – etwa über einen Nasdaq-ETF oder Einzelaktien –, läuft mit dem Titans-ETF Gefahr, die eigene Gewichtung noch weiter zu überdrehen. Der ETF eignet sich deshalb eher als Beimischung als als Basisinvestment.
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