EMA empfiehlt höhere Wegovy-Dosis
Novo Nordisk hat einen wichtigen regulatorischen Fortschritt erzielt. Das zuständige Expertengremium der Europäischen Arzneimittel-Agentur, das Committee for Medicinal Products for Human Use, hat am 12. Dezember eine positive Stellungnahme zur neuen 7,2-Milligramm-Dosis des Adipositas-Medikaments Wegovy abgegeben.

Damit ist der Weg für eine mögliche EU-Zulassung der höheren Dosierung grundsätzlich frei. Die finale Entscheidung trifft die Europäische Kommission, in der Regel auf Grundlage der EMA-Empfehlung. Diese wird Anfang 2026 erwartet.
Bislang ist Wegovy in Europa mit einer maximalen Dosis von 2,4 Milligramm zugelassen. Die neue Dosierung stellt damit eine deutliche Ausweitung der bisherigen Therapieoptionen dar.
Deutlich stärkerer Gewichtsverlust in Studien
Novo Nordisk erhofft sich von der höheren Dosis ein größeres Gewichtsverlustpotenzial bei erwachsenen Patienten mit Adipositas. Bereits Ende November hatte der Konzern erste Daten aus einer Phase-III-Studie veröffentlicht.
Demnach erzielten Studienteilnehmer mit der 7,2-Milligramm-Dosis eine signifikant stärkere Gewichtsreduktion als Patienten, die mit der bisherigen Standarddosis behandelt wurden. Damit adressiert Novo Nordisk insbesondere Patienten mit schwerer Adipositas, bei denen die bisherige Dosierung nicht ausreichend wirksam ist.
Medizinisch könnte dies einen relevanten Fortschritt darstellen, da die Nachfrage nach effektiveren GLP-1-Therapien weltweit weiter stark wächst.
Zulassungsverfahren läuft auch in den USA
Parallel zur EU strebt Novo Nordisk auch in anderen wichtigen Märkten eine Zulassung der höheren Dosis an. In den USA konnte der Konzern bereits eine beschleunigte Prüfung durch die Arzneimittelbehörde FDA erreichen.
Nach Angaben des Unternehmens könnte dort bereits ein bis zwei Monate nach Einreichung eine Entscheidung fallen. Auch in Großbritannien und weiteren Regionen laufen entsprechende Zulassungsverfahren.
Damit verfolgt Novo Nordisk eine klare globale Strategie, um das Wegovy-Portfolio gegenüber Wettbewerbern wie Eli Lilly weiter zu differenzieren.
Strategische Bedeutung für Novo Nordisk
Die Empfehlung der EMA kommt für Novo Nordisk zu einem sensiblen Zeitpunkt. Der Konzern steht im Adipositas-Markt unter wachsendem Wettbewerbsdruck, insbesondere durch neue Wirkstoffe und höhere Dosierungen von Konkurrenzprodukten.

Eine EU-Zulassung der 7,2-Milligramm-Version würde das Angebot erweitern und Novo Nordisk helfen, seine führende Position im Markt für Adipositas-Therapien zu verteidigen. Neben dem medizinischen Nutzen eröffnen sich auch wirtschaftliche Chancen, da höher dosierte Therapien in der Regel mit höheren Umsätzen pro Patient verbunden sind.
Sollte die Zulassung erfolgen, könnte die neue Version von Wegovy bereits Anfang 2026 auf den europäischen Markt kommen.
Aktie reagiert weiter schwach
Trotz der positiven regulatorischen Signale reagierten die Anleger bislang zurückhaltend. Die Novo-Nordisk-Aktie setzte ihren Abwärtstrend fort. An der Börse in Kopenhagen verlor das Papier zuletzt erneut an Wert.
Seit Jahresbeginn hat die Aktie rund die Hälfte ihres Börsenwerts eingebüßt. Gründe dafür sind neben dem steigenden Wettbewerbsdruck auch hohe Erwartungen, die der Markt zuvor eingepreist hatte, sowie Sorgen über Margen und Preisdruck im GLP-1-Segment.
Die EMA-Empfehlung könnte mittelfristig jedoch wieder für Vertrauen sorgen, wenn sich der medizinische Mehrwert der höheren Dosis auch kommerziell durchsetzen lässt.
Entscheidung Anfang 2026
Entscheidend wird nun die finale Entscheidung der Europäischen Kommission sein. Bestätigt sie die Empfehlung der EMA, hätte Novo Nordisk Anfang 2026 ein starkes neues Produktargument in der Hand.
Für Investoren bleibt die Frage offen, ob regulatorischer Rückenwind ausreicht, um den Aktienkurs nachhaltig zu stabilisieren – oder ob der Markt weitere Belege für Umsatz- und Margenwachstum erwartet, bevor eine Neubewertung einsetzt.



