Starker Betriebsgewinn verschafft dem Billigflieger neuen strategischen Spielraum
Easyjet überrascht mit einem Ergebnis, das über den Erwartungen liegt – und nutzt den Moment, um sein Pauschalreisegeschäft ambitioniert neu auszurichten. Während viele europäische Airlines unter hohen Kosten, Personalmangel und Streiks leiden, gelingt dem britischen Billigflieger ein operativer Sprung, der die Zukunftsaussichten neu ordnet.

Ein Gewinnsprung, der so nicht erwartet wurde
Für das Geschäftsjahr 2024/25 meldet Easyjet einen operativen Gewinn von 703 Millionen Pfund. Das sind 18 Prozent mehr als im Vorjahr – und klar über den 669 Millionen Pfund, die Analysten prognostiziert hatten.
Der Anstieg zeigt, wie stark die Nachfrage nach Kurz- und Mittelstreckenflügen geblieben ist, selbst in einem Umfeld steigender Preise. Easyjet profitiert von einem wachsenden Segment preisbewusster Reisender, das trotz Inflation Gefallen an planbaren, günstigen Flugangeboten findet.
Die Airline optimierte zudem Flottenauslastung und Kostenstruktur, was entscheidend zur Verbesserung der operativen Marge beitrug. In einem Jahr, in dem viele Konkurrenten unter Streikkosten und Verspätungsketten litten, machte sich Easyjets Fokus auf operative Stabilität bemerkbar.
Das Pauschalreisengeschäft wird zum strategischen Kern
Die eigentliche Zäsur setzt aber bei „Easyjet Holidays“ an. Die Sparte für organisierte Pauschalreisen hat ihre bisherigen Ziele früher erreicht als erwartet – Grund genug, die Ambitionen deutlich zu erhöhen.
Bis 2030 will Easyjet nun einen Vorsteuergewinn von 450 Millionen Pfund aus dem Reisegeschäft erzielen. Das ist mehr als eine Verdopplung gegenüber den ursprünglichen Plänen und zeigt, wie wichtig die margenstärkeren Zusatzangebote für das Geschäftsmodell geworden sind.
Während Flugtickets stark konjunkturabhängig sind, verspricht das Urlaubsgeschäft mehr Stabilität, höhere Zusatzumsätze und engere Kundenbindung. Die Nachfrage ist hoch, insbesondere bei Reisenden, die günstige Komplettangebote statt individuell gebuchter Reisen bevorzugen.

Ein Markt voller Chancen – aber auch voller Risiken
Trotz der starken Zahlen bleibt das Umfeld angespannt. Europäische Fluggesellschaften hatten 2024 und 2025 mit Rekordkosten zu kämpfen: höhere Kerosinpreise, steigende Gebühren an Flughäfen, Engpässe bei Fluglotsen und eine Kette von Streiks in mehreren Ländern.
Die Branche bewegt sich zudem in einem Markt, in dem Kapazitätsengpässe die Preise stützen, aber auch operative Risiken verschärfen.
Easyjet positioniert sich in diesem Umfeld bewusst breiter. Der Fokus auf Pauschalreisen ist ein Puffer gegen volatile Flugerlöse – und ein Feld, in dem klassische Billigflieger bislang kaum systematisch aktiv waren. Genau diese Lücke nutzt Easyjet jetzt offensiv.
Die Airline entwickelt sich weiter – weg vom reinen Billigflieger
Easyjet zeigt mit diesem Ergebnis, dass der Wandel des Geschäftsmodells nicht nur im Flugzeug stattfindet. Die Airline wird zunehmend zum integrierten Reiseanbieter.
Wer künftig bucht, soll nicht nur einen günstigen Sitzplatz wählen, sondern ein Komplettpaket – Unterkunft, Transfers, Versicherung, Zusatzleistungen.
Der Erfolg der Holidays-Sparte zeigt, dass sich dieser Ansatz lohnt. Und der erhöhte Gewinnausblick macht deutlich, dass Easyjet diesen Weg nicht nur fortsetzen, sondern beschleunigen will.



