In der Debatte um die zukünftige Ausrichtung der Steuerpolitik in Deutschland plant die angehende schwarz-rote Bundesregierung eine weitreichende Änderung: die Abschaffung der Bonpflicht. Diese Maßnahme, ursprünglich zur Eindämmung von Steuerbetrug im Einzelhandelssektor implementiert, entfacht nun eine hitzige Diskussion über ihre Sinnhaftigkeit und die potenziellen Auswirkungen auf die Steuertransparenz im Land. Führende Interessensgruppen positionieren sich mit unterschiedlichen Ansichten zu der geplanten Änderung.
Besonders die Deutsche Steuer-Gewerkschaft (DSTG) zeigt sich kritisch gegenüber den Plänen der Bundesregierung. Florian Köbler, der Vorsitzende der DSTG, hebt die Establierung der Bonpflicht als ein wichtiges Kontrollinstrument hervor, das in Zeiten finanzieller Einschränkungen eine symbolträchtige Rolle spielt. Köbler warnt davor, dass die Abschaffung der Bonpflicht die erzielten Fortschritte im Kampf gegen steuerliche Unregelmäßigkeiten gefährden könnte. Trotz der anhaltenden Kritik an der damit verbundenen Papierflut seit ihrer Einführung im Jahr 2020, betont er, dass die Maßnahme zur Förderung der digitalen Belege geführt und somit Steuerbetrügereien erschwert hätte.
Entgegen dieser Bedenken sieht der Handelsverband Deutschland (HDE) die geplante Abschaffung der Bonpflicht in einem positiveren Licht. Stefan Genth, Hauptgeschäftsführer des HDE, plädiert dafür, die Entscheidung über den Erhalt eines Kassenbelegs in die Hände der Kunden zu legen. Während er die Bedeutung im Kampf gegen Steuerhinterziehung anerkennt, stellt er gleichzeitig die Effizienz der Bonpflicht infrage. Seiner Meinung nach fehlt es an einer angemessenen Überprüfungsdichte seitens der Finanzbehörden, um die Maßnahme tatsächlich wirksam zu gestalten.
Im Rahmen der Diskussion über mögliche Alternativen zur Bonpflicht steht die Einführung einer Verpflichtung zu elektronischen Registrierkassen im Raum, die ab 2027 für umsatzstarke Geschäfte verpflichtend werden soll. Der HDE betrachtet die damit verbundenen Kosten mit Skepsis, während die DSTG diese Veränderung begrüßt und auf die positiven Erfahrungen in Ländern wie Österreich verweist. Die DSTG sieht in dieser Maßnahme nicht nur ein Instrument zur besseren Steuerkontrolle, sondern auch einen Weg, um im Wettbewerb mehr Fairness zu gewährleisten und ehrliche Steuerzahler zu schützen.