10. Mai, 2025

Startups & VC

Die Akte Duna – Warum Europas Tech-Elite auf dieses Fintech setzt

Das Amsterdamer Start-up Duna will die Identitätsprüfung für Unternehmen radikal vereinfachen. Hinter dem Vorhaben stehen Gründer aus dem Stripe-Universum – und ein Investorenkreis, der sich wie das Who’s who der europäischen Start-up-Szene liest.

Die Akte Duna – Warum Europas Tech-Elite auf dieses Fintech setzt
Mit 10,7 Millionen Euro von Index Ventures und Europas Start-up-Elite ausgestattet, will Duna den Identitäts-Check für Unternehmen neu definieren – bevor der Markt durch Regulierung überholt wird.

Ein digitaler Reisepass fürs B2B-Geschäft

Der Identitätsnachweis einer Firma ist bislang oft ein bürokratischer Blindflug – fragmentierte Register, intransparente Datenquellen, langsame Prozesse. Genau das will das niederländische Fintech Duna ändern.

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Die Lösung: ein digitaler Identitäts-Check für Unternehmen, der sich nahtlos in Plattformen, Kreditvergabeprozesse und Compliance-Systeme einbauen lässt.

Was banal klingt, könnte in Wahrheit ein Infrastrukturschritt für den digitalen B2B-Handel sein – vergleichbar mit der IBAN für Zahlungen oder der EORI-Nummer im Zoll.

Mit dieser Idee sind die beiden Gründer David Schreiber und Duco van Lanschot angetreten. Beide waren zuvor in leitenden Positionen beim Payment-Riesen Stripe, kennen also die Baustellen regulierter, digitaler Transaktionen aus erster Hand.

Jetzt wollen sie mit Duna den Identitätslayer im B2B-Internet standardisieren – als White-Label-Infrastruktur für Plattformen, Banken, Fintechs und Marktplätze.

10,7 Millionen Euro Startkapital – und jede Menge Renommee

Die Namen auf der Investorenliste machen deutlich, welches Gewicht Duna in der Branche bereits hat: Index Ventures als Anker – dazu rund 20 Business Angels, darunter Gründer von Personio, Qonto, Notion und Topmanager von Stripe, Adyen und Anthropic. Das ist kein klassisches Seed-Funding – das ist ein Ritterschlag.

Bemerkenswert: Obwohl Duna noch in einem sehr frühen Stadium steckt, zählt das Berliner Fintech Moss bereits zu den ersten aktiven Kunden. Auch das Solar-Start-up Enpal nutzt die Lösung zur Prüfung von Handwerkspartnern. Der Markt ist also real – und offenbar bereit für eine effizientere Lösung.

Die Achillesferse traditioneller Auskunfteien

Duna will nicht einfach nur Handelsregisterdaten zusammenklicken. Ziel ist eine tiefergehende Risikoprüfung, bei der auch Sanktionslisten, Medienberichte, Steuerinformationen oder Abschlüsse einbezogen werden – je nach Anwendungsfall.

In gewisser Weise tritt das Start-up damit in Konkurrenz zu Anbietern wie Creditreform oder Bisnode – allerdings mit moderner Architektur, API-first und international skalierbar.

Die Vision ist klar: Eine Plattform, die nicht nur sagt, wer ein Unternehmen ist, sondern ob man mit ihm wirklich Geschäfte machen sollte. In Zeiten globaler Lieferketten, ESG-Risiken und zunehmender Regulatorik könnte das eine Schlüsselrolle im B2B-Ökosystem einnehmen.

Technologie trifft aufs Timing

Dass Duna genau jetzt an den Start geht, ist kein Zufall. Mit dem Trend zu Plattformökonomie, Embedded Finance und KYC/AML-Verschärfungen steigt der Druck auf Unternehmen, Gegenparteien besser zu prüfen – und das grenzüberschreitend. Gleichzeitig fehlen standardisierte Lösungen, die schnell, sicher und konform arbeiten.

Hier liegt Dunas Marktnische: Der Dienst lässt sich direkt in bestehende Systeme integrieren – egal ob Kreditplattform, Versicherung oder Online-Marktplatz. Statt monatelanger Integration gibt es ein API-Modul. Statt PDF-Faxen aus Amtsgerichten ein strukturierter, digital auswertbarer Identitätslayer.

Die Gründer: Stripe-Erfahrung trifft auf europäische Ambition

David Schreiber kennt den europäischen Fintech-Markt wie kaum ein Zweiter. Bei Stripe leitete er das globale Kartengeschäft, später wechselte er als Chief Product Officer zu Trade Republic – bevor er mit Duna eine eigene Vision verfolgte.

Sein Mitgründer Duco van Lanschot war zuvor für Stripes Geschäft in der DACH- und Benelux-Region verantwortlich. Beide wissen: Vertrauen ist die härteste Währung im B2B-Fintech.


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Dass sie ausgerechnet bei Index Ventures und über ein Dutzend europäischer Gründergrößen Kapital eingesammelt haben, zeigt nicht nur Marktchancen, sondern auch die strategische Ausrichtung: Duna soll kein lokaler Nischenanbieter bleiben – sondern eine neue, internationale Identitätsinfrastruktur etablieren.

Wachstum mit Verantwortung – oder Kontrollinfrastruktur?

Kritisch betrachtet bleibt die Frage: Wie tief darf eine Identitätsplattform greifen? Wo endet Risikoprüfung – und wo beginnt digitale Vorverurteilung? Wer bestimmt, welche Daten in die Bewertung einfließen – und was passiert bei Fehlern?

Gerade bei negativen Presseerwähnungen, automatisierten Checks oder algorithmischer Risikobewertung wird die Balance zwischen Sicherheit und Fairness zum Drahtseilakt. Hier wird Duna – wie andere Anbieter auch – transparente Kriterien und klare Standards brauchen. Noch bleibt offen, wie das konkret aussehen soll.

Identität als Infrastruktur – und ein Start-up auf der Überholspur

Duna ist mehr als ein weiteres Compliance-Tool. Es ist ein Infrastrukturansatz für das digitale Geschäft zwischen Unternehmen – in einer Zeit, in der Vertrauen, Geschwindigkeit und Regulierung gleichermaßen an Bedeutung gewinnen. Ob das Start-up zum neuen Standard wird, hängt nicht nur von der Technik ab – sondern auch vom Vertrauen der Unternehmen, das sich nicht per API programmieren lässt.

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