Der Deutsche Fußball-Bund, traditionell eher Hüter des Bewährten als Avantgarde des Designs, hat sich ein neues Logo verpasst. Das alte Wappen – bekannt von der Brust der Nationalmannschaften – verschwindet. Und mit ihm verschwinden die Farben, die den DFB jahrzehntelang unmissverständlich verortet haben: Schwarz. Rot. Gold.
Ab sofort symbolisieren drei ineinander verschlungene Linien in unterschiedlichen Grüntönen Organisation, Gesellschaft und Sport. Es wirkt reduziert, glatt, international. „Der neue Markenauftritt steht für Klarheit, Innovationskraft und Modernität“, sagt Geschäftsführer Holger Blask. Es ist das Vokabular, das man sonst in Pitchdecks von Start-ups findet – nicht in einer 125 Jahre alten Institution.
Ein Rebranding mit Signalwirkung
Der Verzicht auf die Nationalfarben ist keine Randnotiz. Er ist ein Statement. Die Nationalfarben waren im alten Logo wie ein eingebautes Versprechen: Das hier ist Deutschland. Das hier ist Fußball. Das hier berührt Emotionen.
Nun tritt der Verband mit einem Logo auf, das eher an eine Nachhaltigkeitskonferenz erinnert als an den Weltmeister von 2014. Offenbar möchte der DFB sich abkoppeln von allem, was nach Nation wirken könnte. „Zeichen der Weiterentwicklung“, heißt es in der offiziellen Mitteilung.
Doch Weiterentwicklung wovon – und wohin?

Identität neu interpretiert – oder verwässert?
In der Wirtschaft gilt: Eine Marke ist dann stark, wenn sie Wiedererkennbarkeit erzeugt. Farben sind dafür entscheidend. Kein Telekom-Pink? Undenkbar. Kein Nivea-Blau? Absurd. Und beim deutschen Fußball? Offenbar verzichtbar.
Grün ist historisch DFB-Farbe, ja. Aber ohne Schwarz-Rot-Gold verliert das Logo genau das, wofür der Verband steht: nationale Zugehörigkeit. Farben sind nicht nur Gestaltung, sie sind Bedeutung. Ein Verband, der international auftreten will, muss sich seiner Identität sicher sein – nicht sie ablegen.
Dass die Entscheidung ausgerechnet im Jubiläumsjahr fällt, verstärkt das paradoxe Gefühl: Statt Tradition zu feiern, wird sie heruntergefiltert.
Politischer Beigeschmack inklusive
Der Verband steht ohnehin im Kreuzfeuer: Sportliche Misserfolge, Streit über Nachwuchsarbeit, politische Aufladung von Nationalmannschaftsauftritten. In so einer Lage erwarten Fans Klarheit – nicht Designphilosophie.
Es wirkt fast wie ein Hinweis darauf, dass man im Verband lieber über abstrakte Markenarchitektur spricht, statt über die grundlegende Frage: Wofür steht der DFB eigentlich noch?
Währenddessen im Hintergrund: Machtfragen
Abseits der Logo-Diskussion klärt der DFB Personalien. Bernd Neuendorf, Präsident, tritt ohne Gegenkandidaten an. Er wird wiedergewählt. Im Schatten der „neuen Marke“ wird gleichzeitig ein neuer Vizeposten geschaffen – „Strategie“. Ein Begriff, der viel verspricht und wenig greifbar macht.
Die einzige echte Abstimmung mit Wettbewerb betrifft den Vizeposten im Präsidium: Silke Sinning gegen Silke Raml. Zwei Namen, wenig öffentliche Aufmerksamkeit. Der Verband beschäftigt sich mit sich selbst. Die Frage, wie der deutsche Fußball wieder an internationale Erfolge anknüpfen möchte, bleibt unbeantwortet.
Und genau hier liegt das Problem.


