05. Dezember, 2025

Pharma

Deutschlands Arzneimittelversorgung: Herausforderungen durch Kostendruck und Engpässe im Mittelpunkt

Die jüngsten politischen Maßnahmen der deutschen Regierung zur Bekämpfung von Medikamentenengpässen haben nach Ansicht des Pharmaverbands Pro Generika nicht die erhoffte Entspannung der Versorgungslage herbeigeführt. Zwar konnte eine gewisse Verbesserung bei Kinderarzneimitteln verzeichnet werden, jedoch hat sich die Situation bei essenziellen Arzneimitteln weiter verschärft. Laut Pro Generika ist keine umfassende Entlastung in Sicht, insbesondere bei Antibiotika und ambulanten Krebsmedikamenten.

Ein besorgniserregender Faktor ist die steigende Anzahl kritischer Wirkstoffe, die trotz ihrer hohen Relevanz auf dem Markt nicht zur Verfügung stehen. Besonders auffällig ist die Tatsache, dass europäische Anbieter bei Ausschreibungen für essentielle Medikamente lediglich etwa die Hälfte der Zuschläge erhielten. Zudem fehlen dringend notwendige Investitionen in den Ausbau oder Neubau von Produktionsstätten innerhalb Europas.

In Deutschland sind wiederholt Engpässe bei einer Vielzahl wichtiger Medikamente aufgetreten, darunter Schmerzmittel, Diabetespräparate und Antibiotika. Im Jahr 2022 waren beispielsweise Paracetamol-Fiebersäfte für Kinder nur eingeschränkt verfügbar. Als Reaktion auf diese Problematik hat die Regierung im Sommer 2023 ein neues Lieferengpassbekämpfungsgesetz erlassen, das unter anderem Preisregelungen für Kinderarzneien lockerte und größere Vorratshaltungen vorschrieb.

Eine Studie des Berliner Iges-Instituts, die im Auftrag von Pro Generika durchgeführt wurde, zeigt, dass zumindest die Engpässe im Bereich der Kinderarzneien zurückgegangen sind. Der Ansatz des Gesetzes wurde von Bork Bretthauer, Geschäftsführer von Pro Generika, als positiv bewertet, da er Produktionsanreize für Unternehmen schuf. Dennoch ist alarmierend, dass 60 Prozent der Kinderarzneimittel von lediglich einem einzigen Hersteller bezogen werden.

Das Problem wird am Beispiel von Paracetamol-Fiebersäften deutlich: Teva, der israelische Mutterkonzern von Ratiopharm aus Ulm, ist der Hauptanbieter und lobt die durch das neue Gesetz eingeführten Anpassungen bei den Preisvorgaben. Andreas Burkhardt, Vorsitzender von Pro Generika, warnt allerdings davor, dass die bisherigen Maßnahmen nicht ausreichen, um zusätzliche Hersteller für die Produktion zu motivieren.

Pro Generika, das die Interessen von Generikaunternehmen vertritt, betont die entscheidende Rolle, die diese Medikamente im Gesundheitssystem spielen. Der von der Politik ausgeübte Kostendruck wird von Pharmaverbänden als einer der Gründe gesehen, warum einige Hersteller ihre heimische Produktion verringert haben. Angesichts der regulatorischen Preisstrukturen können steigende Kosten nicht einfach an die Verbraucher weitergegeben werden.

Deutschland ist bei vielen Wirkstoffen stark abhängig von Importen aus China und Indien, was zu weiteren Versorgungslücken führen kann. Ursächlich dafür sind Produktionsprobleme und eine massiv gestiegene Nachfrage aus diesen Regionen. Pro Generika fordert nun, dass auch versorgungskritische Arzneimittel entlastet werden. Die finanzielle Belastung hierfür wäre überschaubar, da bisher nur einige Millionen Euro benötigt werden - ein Bruchteil der bereits geplanten Mehrkosten durch das neue Gesetz.