Zollkompromiss bringt Rückenwind für den DAX
Noch ist das Handelsabkommen zwischen den USA und China kaum in Kraft, da zeigt es schon Wirkung. Die Märkte reagieren mit Erleichterung: Der DAX steigt deutlich, Investoren schichten in zyklischere Werte um.
Auch Bankenwerte legen zu – allen voran die Deutsche Bank. Die Aktie notiert mit über 2,7 % im Plus und erreicht im Intradayhandel ein neues Jahreshoch.
Grund für die Kursfantasie ist weniger die unmittelbare Entspannung im Handel selbst – sondern die Hoffnung auf mehr Planbarkeit. Denn Finanzkonzerne wie die Deutsche Bank profitieren in der Regel nicht von Handelskonflikten, sondern von Stabilität.
Zahlenwerk passt – geopolitische Stimmung ebenfalls
Bereits Ende April hatte die Deutsche Bank mit soliden Quartalszahlen überzeugt. Die Kombination aus robustem Investmentbanking, einer stabilen Entwicklung im Privatkundengeschäft und Zuwächsen bei der DWS Group zeigte: Der Konzern hat derzeit wenig Mühe, seine Profitabilitätsziele zu erreichen.
Mit einem KGV von 9 ist die Bewertung im Branchenvergleich ambitioniert, aber nicht überzogen. Die Dividendenrendite bleibt attraktiv, und das Management hat signalisiert, Ausschüttungen perspektivisch weiter steigern zu wollen.
Doch entscheidend für den aktuellen Kursimpuls ist vor allem: Die politische Wetterlage hellt sich auf.
Trump, Zölle, Volatilität – perfekte Bedingungen für Investmentbanken?
Dass Donald Trump erneut ins Zentrum der US-Politik rückt, sorgt bei Industrieunternehmen für Unruhe – doch nicht zwangsläufig bei Banken.
Die Erfahrung aus seiner ersten Amtszeit zeigt: Wo politische Unsicherheit wächst, steigen Handelsvolumen, Hedgingbedarf und Beratungsleistungen. Für das Investmentbanking der Deutschen Bank ist das per saldo eine gute Nachricht.
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Hinzu kommen mögliche staatliche Infrastrukturprogramme in Deutschland, von denen die Unternehmensbank profitieren könnte. Bereits 2023 hatte die Deutsche Bank über ihre Kreditvergabe und Projektfinanzierung im Mittelstand gezielt Wachstum generiert – ein Trend, der sich unter neuen politischen Konstellationen noch verstärken dürfte.
Aber: Der Handelskonflikt ist nicht gelöst – nur pausiert
So sehr die Märkte auf das Zollabkommen reagieren, so klar muss man sagen: Es ist nur ein 90-tägiger Waffenstillstand.
Sollte Peking oder Washington den Dialog abbrechen oder neue Forderungen erheben, droht eine schnelle Kehrtwende – mit entsprechenden Folgen für Risikoaufschläge, Finanzierungskosten und Marktstimmung.
Die Deutsche Bank ist global aufgestellt – aber gerade deshalb auch besonders anfällig für geopolitische Erschütterungen. Ein funktionierender China-Handel ist für viele ihrer Kunden aus dem Industrie- und Exportsektor essenziell. Kommt es erneut zu Friktionen, leidet auch das Kredit- und Investmentgeschäft.
Technisch stark – aber auch verletzlich
Aus charttechnischer Sicht bleibt das Bild positiv. Mehrere Jahreshochs in Folge, stabile Unterstützungsniveaus, keine überkauften Signale – das spricht kurzfristig für weiter steigende Kurse. Doch gerade bei Bankenwerten ist Vorsicht geboten: Fundamentale Risiken schlagen oft mit Verzögerung durch.
Hinzu kommt: Das Bewertungsniveau der Peer Group ist uneinheitlich. Während US-Banken bereits mit einer konjunkturellen Abkühlung rechnen, preist der europäische Sektor derzeit viel Optimismus ein. Bleibt die makroökonomische Erholung aus, könnte auch der Lauf der Deutschen Bank schnell enden.
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