27. Juli, 2024

Wirtschaft

Deutsche Bahn setzt auf digitale Bahncards: Ein Schritt in die Zukunft mit Kritikpotenzial

Deutsche Bahn setzt auf digitale Bahncards: Ein Schritt in die Zukunft mit Kritikpotenzial

Die Deutsche Bahn hat angekündigt, dass ab diesem Sonntag die klassische Plastik-Bahncard der Vergangenheit angehört. Zukünftig wird das beliebte Rabatt-Abo ausschließlich als digitale Variante angeboten. Ab dem 9. Juni erhalten Kundinnen und Kunden somit keine Chipkarte mehr, wie das Unternehmen mitteilte. Die bestehende Plastikkarte bleibt allerdings bis zum Ablaufdatum gültig. Diese Änderung betrifft jedoch nur die Bahncard 25 und 50, nicht die Bahncard 100, bei der die Plastikkarte erhalten bleibt.

Sozialverbände üben harsche Kritik an dieser Entscheidung. Michael Stiefel, Leiter des Projekts «Beteiligung von Menschen mit Armutserfahrung» bei der Diakonie Deutschland, äußerte Bedenken, dass die Digitalisierung sozial benachteiligte Menschen ausschließe. Er betonte, dass viele von Armut betroffene Menschen keine digitalen Endgeräte besitzen oder Schwierigkeiten im Umgang mit digitalen Anwendungen haben und somit künftig vom Bahncard-Angebot ausgeschlossen werden könnten. Insbesondere ältere Menschen und Personen mit wenig Geld seien von dieser Maßnahme betroffen.

Auch die Verbraucherzentrale hatte bereits in der Vergangenheit ähnliche Bedenken geäußert und kritisierte, dass Kundinnen und Kunden ohne digitalen Zugang von den Tarifvorteilen abgeschirmt würden. Dies sei «ärgerlich», da viele Menschen weiterhin auf Offline-Optionen angewiesen seien.

Die Deutsche Bahn verteidigte ihre Entscheidung und wies darauf hin, dass es weiterhin die Möglichkeit gebe, die Bahncard als Papierausdruck mitzuführen. Diese könne in den Kundenzentren der Bahn erworben und bezahlt werden. Allerdings sei dafür ein digitales Kundenkonto notwendig. Interessant ist, dass die Bahn laut eigenen Angaben bereits 90 Prozent ihrer Fernverkehrstickets über digitale Kanäle verkauft, im Vergleich zu 51 Prozent vor zehn Jahren.