Amerikanisches Geld für koreanisches Gestein
Almonty Industries, ein auf Wolfram spezialisierter Minenbetreiber, hat in dieser Woche 90 Millionen US-Dollar am US-Technologieindex Nasdaq eingesammelt.
Ziel: den Aufbau der Sangdong-Mine in Südkorea, die künftig zur größten Wolframquelle außerhalb Chinas werden soll. Ein mutiger Versuch, in einem Markt Fuß zu fassen, den Peking fast allein kontrolliert.
Der Stoff, aus dem Waffen sind
Wolfram ist für die moderne Industrie unersetzlich. Das hitzebeständige, harte Metall wird in Raketen, Bohrköpfen, Fräswerkzeugen und Panzerungen eingesetzt. Für die Rüstungs- und Maschinenbauindustrie ist es so essenziell wie Halbleiter für die Digitalwirtschaft.
Doch rund 86 Prozent des weltweiten Angebots stammen aus China. Weitere Anteile kommen aus Russland und Nordkorea. Ausgerechnet dort, wo der Westen geopolitisch unter Druck steht.
Exportkontrollen und geopolitische Realität
Seit Jahresbeginn hat China seine Exporte von Wolfram weiter eingeschränkt. Der Markt reagierte prompt: Die Preise zogen an, Genehmigungen wurden zur Mangelware. In Europa spricht man von "ausgetrockneten Lieferketten".
Für Deutschland, das laut KfW Ipex größter EU-Importeur von Wolfram ist, eine heikle Entwicklung. Die industrielle Basis in der Bundesrepublik ist auf stabile Versorgung angewiesen.

Almontys riskante Wette
Die Hoffnung des Westens liegt nun auf der Sangdong-Mine, deren Verarbeitungskapazität bis zu 81 Prozent betragen soll – ein technischer Kraftakt.
Der Haken: Die Mine ist teuer, technisch anspruchsvoll und wirtschaftlich nur bei konstant hohen Preisen tragfähig. Ohne staatliche Unterstützung, wie sie China seit Jahrzehnten leistet, ist das Projekt ein Hochseilakt.
Die Macht der Vergangenheit
Almonty-Chef Lewis Black bringt es auf den Punkt: In den 1970er-Jahren gab es noch knapp 100 Wolframminen außerhalb Chinas. Heute sind es weniger als eine Handvoll.
Peking hatte die Preise gedrückt, Konkurrenten aus dem Markt gedrängt. Das Ergebnis: ein globales Monopol mit politischer Sprengkraft. Der Westen hat diese Entwicklung verschlafen.
Förderkredite und Realitätsschocks
Neben dem Nasdaq-Listing unterstützt auch die deutsche KfW Ipex das Projekt mit einem 75-Millionen-Dollar-Kredit. Das klingt nach geopolitischer Weitsicht.
Doch es ist zugleich ein Eingeständnis: Die Rohstoffstrategie Europas war naiv. In einer Welt multipolarer Konflikte reichen keine Lippenbekenntnisse mehr. Die Industrie braucht Rohstoffe – oder sie steht still.
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