Michael Burry tippt nie aus Langeweile gegen einen Markt. Wenn er Milliarden wettet, steckt dahinter eine Überzeugung – oder eine Warnung. Jetzt visiert er erneut ein Segment an, das kaum jemand antasten möchte: die Ikonen des KI-Booms.
Scion Asset Management, Burrys Hedgefonds, hält Put-Optionen auf Nvidia und Palantir im Gesamtwert von knapp 1,1 Milliarden US-Dollar. Das entspricht rund 80 Prozent seines Portfolios – eine hochkonzentrierte Wette auf fallende Kurse von zwei Unternehmen, die für den KI-Hype stehen wie kaum andere.
Dass ausgerechnet Michael Burry diese Position aufbaut, lässt die Finanzmärkte aufhorchen. Schließlich war er es, der 2008 gegen den kompletten US-Immobilienmarkt wettete – und Recht behielt.

Der „Big Short“-Investor zielt auf den Kern der KI-Euphorie
Nvidia und Palantir sind die Energiequellen des KI-Narrativs.
Der eine verkauft Chips, die jedes Rechenzentrum braucht.
Der andere Software, die Datenströme in verwertbare Vorhersagen verwandelt.
Beide Aktien glänzten 2025 mit spektakulären Kursgewinnen:
- Nvidia: +54 Prozent seit Jahresbeginn
- Palantir: +174 Prozent im selben Zeitraum
Wer Nvidia besitzen wollte, musste den Glauben an eine Zukunft kaufen, in der Rechenleistung der neue Ölpreis ist. Wer Palantir kaufte, kaufte das Versprechen, dass Datenanalyse Regierungen und Konzerne smarter macht.
Dass ausgerechnet Burry dagegen wettet, wird von vielen als Statement verstanden:
Vielleicht hat sich der Markt in seiner eigenen Euphorie verirrt.

„Manchmal ist der einzige Weg zu gewinnen, nicht mitzuspielen“
Ein Satz, den Burry vor wenigen Wochen auf X (ehemals Twitter) absetzte, wirkt heute wie eine Erklärung in Zeitlupe:
„Manchmal erkennen wir Blasen. Manchmal kann man etwas dagegen tun. Manchmal ist der einzige Weg zu gewinnen, gar nicht mitzuspielen.“
Ein Mann, der 2008 genug Mut hatte, gegen die ganze Wall Street zu wetten, wirkt in der KI-Diskussion wie ein Mahner aus der Zukunft. Er investiert nicht in die Story – er investiert gegen die Story.
Doch Burrys Handeln ist radikal.
Er geht aufs Ganze.
Seine Position gegen Palantir macht 66 Prozent seines Portfolios aus.
Seine Wette auf fallende Nvidia-Kurse weitere 14 Prozent.
Für Hedgefondsmanager ist eine derartige Konzentration ungewöhnlich – sie gleicht einer Operation am offenen Herzen.
Was sieht Burry, was der Markt nicht sehen will?
Für ihn sprechen drei Faktoren:
- Überhitzte Bewertungen
Die KI-Euphorie treibt die Marktkapitalisierung schneller als die Gewinne. - FOMO-Käufe institutioneller Investoren
Große Fonds kaufen aus Angst, den Trend zu verpassen. Nicht aus Überzeugung. - Hohe Erwartungshaltung in den Gewinnschätzungen
Bei Nvidia und Palantir sind bereits perfekte Zukunftsszenarien eingepreist.
Ein Szenario, das Burry historisch immer reizt:
Wenn Erwartungen größer sind als Ergebnisse, sucht er die Schwachstelle.
Burry setzt nicht nur auf den Crash
Seine Strategie ist kein reiner Weltuntergang.
Während er gegen KI wettet, baut er Long-Positionen auf:
- Halliburton (Energie)
- Pfizer (Pharma)
- sowie Positionen in Gesundheits- und Retailwerten
Burry hedgt. Er verteilt das Risiko.
Er setzt nicht auf den Untergang der Welt – nur auf die Korrektur der Übertreibung.
Dass er genau jetzt defensive und Value-Aktien aufnimmt, deutet auf sein Kernargument hin:
Vielleicht wird KI überschätzt. Vielleicht wird Energie, Pharma und Healthcare unterschätzt.
Warum diese Wette für den Markt gefährlich werden kann
Burrys Short ist mehr als eine Meinung.
Er ist ein Signal.
Wenn einer wie Burry mit Milliarden gegen die Leitaktien des KI-Booms wettet, zwingt er Investoren dazu, ihre Begeisterung zu hinterfragen:
- Was passiert, wenn das Wachstum nicht so glänzend bleibt?
- Was passiert, wenn das Kapital vom KI-Narrativ wegrotieren sollte?
- Was passiert, wenn sich Gewinne verzögern und Erwartungen bröckeln?
Die Aktie, gegen die Burry setzt, muss nicht crashen.
Es reicht, wenn sie enttäuscht.



