18. Juni, 2025

Wirtschaft

Der lange Schatten von Bhopal: Ein unvollendetes Kapitel der Gerechtigkeit

Der lange Schatten von Bhopal: Ein unvollendetes Kapitel der Gerechtigkeit

Fast vier Jahrzehnte nach der verhängnisvollen Nacht vom 2. Dezember 1984, als hochgiftiges Methylisocyanat aus einem Lagerbehälter einer Pestizidfabrik im indischen Bhopal austrat, kämpfen die Opfer des größten industriellen Unfalls der Welt noch immer um Gerechtigkeit. Das Gas, einst aus einem Werk der US-amerikanischen Union Carbide entwichen, erstickte Tausende im Schlaf und hinterließ schätzungsweise 10.000 Todesopfer innerhalb von drei Tagen. Weitere 12.000 sollten später den Folgen erliegen. Was zurückblieb, war eine halbe Million Menschen mit lebenslangen Schäden. Die Aufarbeitung der Katastrophe geht schleppend voran; weder Union Carbide noch verantwortliche Mitarbeiter wurden bislang zur Rechenschaft gezogen. Der damalige Konzernchef Warren Anderson wurde verhaftet, jedoch umgehend freigelassen, was einem Gezerre hinter den internationalen Kulissen zuschreibbar ist. In einem Gerichtsverfahren 2010 erhielten sieben indische Mitarbeiter der Firma kurze Haftstrafen und geringe Geldstrafen, aber noch heute ziehen sich die Berufungsverfahren hin. Im Jahr 2001 übernahm Dow Chemical Union Carbide, wurde jedoch erst 2023 erstmals offizieller Vorladungen in der Sache gewahr. In ihrer Verteidigung bestritt die Firma die Zuständigkeit indischer Gerichte. Währenddessen sind zivilrechtliche Ansprüche in den USA gescheitert. Die Entschädigung der Opfer blieb mager: Eine 1989 vereinbarte Summe von 470 Millionen Dollar reichte kaum aus, vornehmlich da die Regierung die Opferzahlen anscheinend heruntergespielt hatte. Tausende leben mit Krankheiten, während künftige Generationen weiterhin von den toxischen Nachwirkungen betroffen sind. Befunde legen nahe, dass es auch weit entfernte Gemeinden noch trifft. Die gescheiterte Entgiftung des Unfallortes lässt weiterhin die Umwelt leiden; hunderttausende Tonnen giftiger Abfälle verbleiben an Ort und Stelle begraben. Die Betroffenen fordern angemessene Entschädigungen sowie die Säuberung von Boden und Wasser von den Verantwortlichen. Doch bleibt ihre Stimme angesichts sozialer Diskriminierung ungehört. Eine jüngste gesetzliche Maßnahme setzt die Haftung ausländischer Unternehmen für nukleare Unfälle 2010 auf 180 Millionen Dollar fest und verdeutlicht, dass die indische Regierung durchaus Lehren gezogen hat – jedoch nicht zum Wohl der Opfer von Bhopal.