Delivery Hero startet mit einer für die Branche ungewohnten Botschaft in den Herbst: Wachstum. Während viele Plattformmodelle unter stagnierenden Bestellungen, Preisdruck und teuren Marketingkampagnen leiden, meldet der Konzern aus Berlin deutliche Fortschritte – und das in einem entscheidenden Quartal.
Im Trading Statement für Q3 zieht Delivery Hero ein Selbstbewusstes Zwischenfazit: Die Jahresziele stehen, der Cashflow soll positiv bleiben, und der Umsatz wächst stärker als erwartet.
Umsatz über Markterwartungen – GMV unter Konsens, aber stabilisiert
Der Konzern erzielte im dritten Quartal einen Umsatz von 3,74 Milliarden Euro. Damit lag Delivery Hero leicht über dem Analystenkonsens. Auf vergleichbarer Basis entspricht das einem Wachstum von 22 Prozent – nominal 16 Prozent. Entscheidend ist jedoch die Entwicklung beim Bruttowarenwert (GMV), der seit Monaten als heikler Frühindikator gilt: 12,18 Milliarden Euro, nominal leicht rückläufig, vergleichbar aber ein Plus von 7 Prozent.
Für Analysten wichtig: Der GMV bleibt unter den durchschnittlichen Erwartungen von 12,25 Milliarden Euro – aber die Dynamik verschiebt sich. Die Region, die Delivery Hero zuletzt Sorgen bereitete, sendet erstmals positive Signale.
Asien bleibt das Problem – und könnte trotzdem die Rettung werden
In Asien brach der GMV nominal um 12,6 Prozent ein, vergleichbar lag das Minus bei 3,3 Prozent. Gründe reichen vom intensiven Wettbewerb über höhere operativen Kosten bis hin zu makroökonomischem Druck. Doch: Der Oktober brachte eine Trendwende.
CEO Niklas Östberg spricht von „ermutigenden Signalen“ und glaubt an ein „klar beschleunigtes Schlussquartal“. Seit Oktober steige die Zahl der Bestellungen wieder – ein selten gewordenes Phänomen im asiatischen Plattformmarkt. Besonders Korea, lange das Sorgenkind, scheint sich zu stabilisieren. Fast alle asiatischen Märkte erzielen inzwischen ein positives bereinigtes EBITDA.
Ein Kurswechsel in Korea hätte unmittelbare Auswirkungen auf den Gesamtkonzern, denn die Region gilt als volumenstark und margenrelevant.
Jahresziele bestätigt – trotz gesenkter Mittelfristplanung
Das Management hält an den Zielen fest:
- Bereinigtes EBITDA: 900–940 Mio. Euro
- Freier Cashflow: > 120 Mio. Euro
- GMV-Wachstum: Am oberen Rand der Zielspanne von 8–10 Prozent
- Segmentumsätze: +22–24 Prozent
Erst im Spätsommer hatte Delivery Hero seine Mittelfristziele wegen negativer Wechselkurse angepasst. Bei Profitabilität und Cashflow musste der Konzern zurückrudern, bei Umsatz und GMV aber ambitionierter werden.

Börse reagiert erleichtert – Delivery Hero steigt zweistellig
Seit Wochenanfang hat sich die Aktie um fast 18 Prozent erholt. Allein nach den Q3-Daten legten die Papiere zeitweise um rund 8 Prozent zu. JPMorgan spricht von einem „Erleichterungsbericht“, der zeigt, dass Delivery Hero die Erwartungen zumindest erfüllt – und in wichtigen Märkten Fortschritte macht.
Die Erholung zieht Kreise: Prosus, mit 27 Prozent größter Delivery-Hero-Anteilseigner, schoss an der Börse auf ein Rekordhoch. Der niederländische Tech-Investor profitiert direkt von der neuerlichen Zuversicht im Food-Delivery-Geschäft.
Ein Markt in Transformation – und ein Unternehmen, das beweisen muss, dass es liefern kann
Der Food-Delivery-Markt hat seinen Charme für Investoren verloren. Zu dünne Margen, zu hohe Kosten, zu viele Enttäuschungen. Delivery Hero versucht in dieser Lage, das Narrativ zu drehen – weg vom ewigen „Wachstum um jeden Preis“, hin zu profitabler Expansion und struktureller Disziplin.
Die nächsten Monate entscheiden, ob der Strategiewechsel gelingt. Das vierte Quartal wird zum Lackmustest: Nur wenn die Trendwende in Asien trägt und die Margen stabil bleiben, kann Delivery Hero das Vertrauen der Märkte dauerhaft zurückgewinnen.
Für den Moment liefert das Unternehmen – im wahrsten Sinne des Wortes.


