Die Prognose fällt hinter die Erwartungen der Wall Street zurück
Der weltgrößte Landmaschinenhersteller Deere & Co hat seine Anleger mit einer Gewinnprognose enttäuscht, die weit unter den Markterwartungen liegt. Für das laufende Geschäftsjahr rechnet der Konzern nur noch mit einem Nettogewinn zwischen 4,0 und 4,75 Milliarden Dollar. Analysten hatten im Schnitt 5,33 Milliarden Dollar erwartet – eine Lücke, die zeigt, wie stark die Belastungsfaktoren im Agrarmaschinensektor inzwischen wirken.

Die unmittelbare Reaktion fiel deutlich aus: Die Aktie verlor im vorbörslichen US-Handel rund vier Prozent. Für ein Unternehmen, das lange als robustes Industrie-Schwergewicht galt, ist das ein Warnsignal.
Zölle treffen den Maschinenbauer an einer empfindlichen Stelle
Deere begründet die Prognosesenkung vor allem mit der Belastung durch Zölle. Sie verteuern importierte Komponenten, erhöhen die Produktionskosten und erschweren die Preisgestaltung in einem Markt, in dem viele Landwirte bereits zurückhaltend investieren. Die Zollpolitik zwischen den USA und wichtigen Handelspartnern hat sich zuletzt verschärft – mit direkten Folgen für die Kostenstruktur des Konzerns.
Dabei ist Deere stark global vernetzt. Viele Bauteile und Vorprodukte stammen aus Ländern, die in den aktuellen Handelskonflikten eine Rolle spielen. Jede Zollerhöhung trifft daher nicht nur einzelne Modelle, sondern weite Teile der Produktpalette.

Schwache Margen beim Herzstück des Geschäfts
Neben den Handelsbarrieren belasten besonders die Margen im Segment der großen Traktoren. Diese Maschinen machen einen erheblichen Teil des Gewinns aus. Doch steigende Produktionskosten, anhaltender Preisdruck und abkühlende Nachfrage haben das Geschäft in diesem Bereich spürbar geschwächt.
Landwirte investieren derzeit vorsichtiger – nicht zuletzt wegen unsicherer Ernteerlöse, hoher Finanzierungskosten und instabiler Rohstoffpreise. Für Deere bedeutet das: weniger hochprofitable Großmaschinen, mehr Verkäufe im mittleren Segment und damit geringere operative Erträge.
Ein Dämpfer für einen lange stabilen Zyklus
Die Zahlen zeigen, dass selbst Branchenführer nicht vor einem zyklischen Abschwung gefeit sind. Deere hatte in den vergangenen Jahren stark von hohen Agrarpreisen und Investitionsprogrammen in den USA profitiert. Nun dreht sich die Lage: Der Markt normalisiert sich, gleichzeitig bleibt der Kostendruck hoch.
Für Anleger ist die neue Prognose ein Hinweis darauf, dass die profitablen Jahre im Agrartechnikmarkt vorerst vorbei sein könnten. Der Konzern muss seine Kostenstruktur anpassen – und hoffen, dass sich die Handelspolitik nicht weiter verschlechtert.
Die Frage nach der Widerstandskraft rückt in den Fokus
Deere bleibt ein technologisch führender Anbieter, doch der Ausblick zwingt Investoren, die Risikoseite stärker zu gewichten. Wenn Zölle und Margenprobleme gleichzeitig wirken, schrumpft der Spielraum für Innovationen und Preiserhöhungen. Die Prognose ist damit nicht nur eine Warnung für Deere, sondern auch ein Signal für die gesamte Agrartechnikbranche.
Der Markt wartet nun auf Hinweise, ob die Schwäche vorübergehend oder strukturell ist. Die erste Reaktion der Börse zeigt, wie ernst die Zweifel sind.



