Am Donnerstag setzte der Dax seine positive Entwicklung fort und erweiterte die Zugewinne des Vortages. Bemerkenswert ist, dass die neuesten US-Arbeitsmarktdaten, obwohl sie unerwartet deutlicher anstiegen, keinen Einfluss auf die Zinserwartungen der Investoren hatten. Die vom privaten Dienstleister ADP veröffentlichten Zahlen zeigten, dass die Beschäftigungsentwicklung im August hinter den Erwartungen zurückblieb, während die wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe in den USA überraschend anstiegen. Ein entscheidendes Marktdatum, der staatliche Arbeitsmarktbericht, wird am Freitag erwartet und könnte weitere Impulse liefern.
Am Nachmittag konnte der Dax seine Position auf dem Markt weiter stärken, indem er um 0,7 Prozent anstieg und 23.748 Punkte erreichte. Durch diese Bewegung überwand er die im Vorfeld durchbrochene 100-Tage-Linie, die sich um 23.720 Punkte als signifikanter Widerstand etabliert hatte. Ebenso legte der MDax, der Index für mittelgroße Unternehmen, um 0,4 Prozent auf 29.845 Punkte zu.
Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar vom Broker Robomarkets warnt jedoch vor übermäßigem Optimismus. Trotz der sichtbaren Erholung müsse der Dax erst einen weiteren Widerstand bei 23.800 Punkten überwinden, bevor eine dauerhafte Entwarnung gegeben werden könne. Molnar führt die leichte Stabilität an den Märkten auf die Erwartungen schwächerer US-Arbeitsmarktdaten zurück, die die US-Notenbank (Fed) zu Zinssenkungen zwingen könnten. Der Markt schätzt die Wahrscheinlichkeit solcher Zinssenkungen aktuell auf 95 Prozent ein, um der steigenden Staatsverschuldung entgegenzuwirken.
Einzelne Aktien sorgten ebenfalls für Bewegung innerhalb der Märkte: Heidelberg Materials verzeichnete einen Anstieg von 2,3 Prozent, nachdem Goldman Sachs eine Kaufempfehlung ausgesprochen hatte. RWE gewann 2,5 Prozent dazu, beflügelt durch positive Einschätzungen zur Kapitalplanung von Bernstein Research. Ebenso profitierte der Markt von Umbewertungen durch UBS, die Airbus und MTU betrafen. Die Aktien von Scout24 und Gea erlebten einen Aufschwung vor ihrem bevorstehenden Aufstieg in den Dax.
Unterdessen erlebten die Aktien von Teamviewer und Jost Werke markante Entwicklungen. Teamviewer musste einen Verlust von 6,3 Prozent hinnehmen, nachdem der Finanzinvestor Permira alle seine Anteile veräußerte. Jost Werke erlitt einen Rückgang von 10,2 Prozent durch Teilverkäufe seitens des Eigentümers Peter Möhrle. Ein Überraschungsmoment kam von ProSiebenSat.1, dessen Aktien um 7,1 Prozent zulegten. Grund dafür war die vollständige Übernahme durch die italienische Media for Europe, die weitreichende strukturelle Veränderungen plant.