Wer bei Microsoft anheuert, bekommt keinen Obstkorb, sondern ein Gehalt, das mitunter das Jahreseinkommen eines DAX-Vorstands übersteigt. Zumindest dann, wenn man zur Elite der Künstlichen Intelligenz gehört.
Laut US-Dokumenten zahlt der Tech-Konzern aus Redmond seinen KI-Ingenieuren inzwischen bis zu 336.000 US-Dollar Grundgehalt – Boni und Aktienpakete nicht mitgerechnet.
Gleichzeitig streicht Microsoft tausende Jobs in klassischen Bereichen zusammen. Was wie ein doppelter Standard wirkt, ist in Wahrheit das neue Machtgefüge im Silicon Valley.
Zwei Welten, eine Firma
Der Widerspruch ist offensichtlich: Auf der einen Seite baut Microsoft in mehreren Wellen weltweit Tausende Stellen ab, vor allem im Vertrieb und in älteren Softwarebereichen.
Auf der anderen Seite fließen Unsummen in die Weiterentwicklung der KI-Plattformen. Im Fokus steht dabei der firmeneigene "Copilot", ein KI-gestützter Assistent, der tief in Windows, Office und Azure integriert wird – und dem Unternehmen Milliarden verspricht.
Kein Wunder, dass Konzernchef Satya Nadella seine Truppe intern dazu auffordert, möglichst viele firmeninterne KI-Tools selbst zu nutzen – und für besonders wertvolle Mitarbeiter Retentionsboni freigibt.
Daten zeigen: KI-Talente sind fast doppelt so teuer
Ein Spreadsheet, das Business Insider 2024 zugespielt wurde, zeigt: Mitarbeitende in der KI-Abteilung verdienen im Schnitt deutlich mehr als ihre Kollegen in anderen Bereichen.
Besonders bei ausländischen Arbeitskräften – deren Gehaltsdaten aus Visaanträgen öffentlich einsehbar sind – wird der Gehaltsunterschied sichtbar.
So kassiert ein "Staff Software Engineer, Machine Learning" bei Microsoft-Tochter LinkedIn bis zu 336.000 Dollar Grundgehalt, während ein Software Engineer ohne KI-Schwerpunkt bei Microsoft mitunter unter 100.000 Dollar jährlich bleibt.

KI als Karriere-Katalysator
Während viele Abteilungen dem Sparstift zum Opfer fallen, wird im KI-Sektor rekrutiert wie zu Boomzeiten.
Die Titel klingen inzwischen fast inflationär: Senior Software Engineer, Staff Engineer, Machine Learning Infrastructure Specialist. Und sie alle kommen mit einem sechsstelligen Preisschild.
Die Ursache? Microsofts milliardenschweres Investment in OpenAI hat Erwartungen geweckt – intern wie extern. Die Partnerschaft mag aktuell auf der Kippe stehen, doch der Wettlauf mit Google, Amazon und Apple um KI-Standards facht den Talentkrieg weiter an.
Zwischen Glamour und Groll
Dass dieser Kurs nicht ohne Nebenwirkungen bleibt, zeigt sich an den internen Spannungen. Mitarbeiter in klassischen Bereichen, die seit Jahren für Microsoft arbeiten, geraten zunehmend ins Hintertreffen.
Kritik an den neuen Performance-Verbesserungsplänen wird lauter: Wer nicht liefert, riskiert die Entlassung – oft mit geringen Abfindungen. Die Botschaft ist klar: Wert ist, wer KI kann.
Willkommen im neuen Tech-Feudalismus
Microsoft illustriert exemplarisch den Paradigmenwechsel der Branche. In einer Welt, in der der Marktwert eines Mitarbeiters mit seiner Nähe zu neuronalen Netzen korreliert, geraten traditionelle Tech-Jobs ins Abseits.
KI ist das neue Gold. Und wer es schürfen kann, bekommt das, was früher nur den Gründern vorbehalten war: astronomische Gehaltschecks. Der Rest? Muss sich mit der nächsten Entlassungswelle arrangieren.
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