27. Juli, 2024

Wirtschaft

Cyberkriminalität erhöht Druck auf deutsche Wirtschaft: Unternehmen forcieren Präventivmaßnahmen

Cyberkriminalität erhöht Druck auf deutsche Wirtschaft: Unternehmen forcieren Präventivmaßnahmen

In einer Zeit, in der Cyberkriminalität zu einer der primären Bedrohungen für die Wirtschaft und Gesellschaft in Deutschland avanciert, intensivieren deutsche Unternehmen ihre Eigeninitiative hinsichtlich vorbeugender Schritte zur IT-Sicherheit. Laut dem Digitalindustrieverband Bitkom ist die aktuelle Bedrohungslage alles andere als beruhigend, was den Verbandspräsidenten Ralf Wintergerst veranlasst, die Priorisierung von IT-Sicherheit und entsprechender Ressourcenzuweisung in Firmenagenden zu fordern.

Mit Schäden, die im letzten Jahr auf ca. 206 Milliarden Euro beziffert wurden, wie Bitkom schätzt, sind es vor allem Cyberangriffe, die mit etwa 148 Milliarden Euro den Löwenanteil der Verluste ausmachen. Fast zwei Drittel der deutschen Unternehmen rechnen damit, in naher Zukunft Ziel solcher Attacken zu werden, unterstreicht Wintergerst, der neben seiner Verbandsrolle als Vorstandsvorsitzender von Giesecke + Devrient agiert.

Die Dunkelziffer dürfte noch höher liegen, meint Martin Kreuzer, Cyberexperte bei Munich Re, und verweist auf die Anonymität von Tätern und oft auch Opfern, welche die Strafverfolgung erschwert. International operierende Täter bescheren der Strafjustiz eine geringe Aufklärungsquote, insbesondere wenn es um grenzüberschreitende Delikte geht.

Sowohl Wintergerst als auch Jörg Asmussen, Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbands der deutschen Versicherungswirtschaft, befürworten eine verstärkte internationale Kooperation in der Strafverfolgung. Dies allein löse das Problem jedoch nicht, warnt Asmussen und betont die Notwendigkeit einer umfassenden Bekämpfungsstrategie, die von Politik über Warning-Mechanismen bis hin zu einer verbesserten Schutzlage der Wirtschaft reicht. Hier sieht Asmussen insbesondere den deutschen Mittelstand in einer trügerischen Sicherheit.

Währenddessen bleibe der regulative Sektor nicht untätig. Der Bund plant die Gründung eines Bundesamtes für Bekämpfung von Finanzkriminalität, und Bayern hat seine Zentralstelle Cybercrime personell aufgestockt.

Kreuzer von Munich Re sieht positiven Trend durch koordiniertes Handeln von Risikoträgern und Intermediären wie Versicherungen und betont die Wirksamkeit von internationalen Ermittlungsaktionen. Trotzdem konstatieren Studien wie der Bitkom-Wirtschaftsschutzbericht 2023, dass Länder mit geringer Kooperationsbereitschaft wie Russland oder China als Ursprünge für Cyberangriffe gelten.

Schlussfolgernd betont Matthias Baumhof von Lexis Nexis Risk Solutions die Bedeutung der Prävention, um die unter enormem Druck stehenden Strafverfolgungsbehörden zu entlasten. Hierzu gehört nicht nur die Weiterbildung der Mitarbeiter, sondern auch technologische Investments, wie z.B. in „Threat Metrix“, die Plattform zur Identitätsüberprüfung. Abschließend empfiehlt der Bitkom-Präsident Firmen, die Notfallvorbereitung nicht zu vernachlässigen und im Ernstfall klare Handlungsstrategien parat zu haben.