27. Juli, 2024

Technologie

Cyberabwehr am Limit: Munich Re fordert staatliche Unterstützung

Cyberabwehr am Limit: Munich Re fordert staatliche Unterstützung

Angesichts des eskalierenden Potenzials von Schäden durch Cyberattacken plädiert der Rückversicherer Munich Re für präventive Maßnahmen, die über die Kapazitäten der Versicherungswirtschaft hinausgehen. In einem aktuellen Bericht unterstreichen die Fachexperten des DAX-notierten Unternehmens die Dringlichkeit eines Schutzschirms gegen "katastrophale systemische Ereignisse" wie Cyberkrieg oder den Kollaps essentieller Infrastruktur. Es handle sich um Vorfälle, welche die finanziellen Möglichkeiten des Sektors überschreiten und sogar die makroökonomische Stabilität gefährden könnten.

Die Munich Re zieht heran, dass laut der Statistikplattform Statista die Kosten durch Cyberkriminalität global von aktuell etwa 8 Billionen Dollar bis zum Jahr 2028 auf beachtliche 13,8 Billionen Dollar anschwellen könnten. Hinter diesem Anstieg stehen laut dem Bericht zwei Hauptfaktoren: Technologische Fortschritte, inklusive der Anwendung von Künstlicher Intelligenz (KI), würden es den Tätern zunehmend erleichtern, ihre kriminellen Unternehmungen zu skalieren. So wie sich im regulären Geschäftsleben Skaleneffekte nutzen lassen, können auch Cyberkriminelle ihre Operationen durch KI-Automatisierung effizienter gestalten – vor allem bei dem weitverbreiteten Phishing.

Martin Kreuzer, Cybersecurity-Spezialist bei Munich Re, hebt besonders die Rolle von KI in der Entwicklung neuer Angriffsweisen hervor, etwa durch personalisierte Phishing-Mails oder fortgeschrittene Analyse sozialer Medien, um potentielle Opfer gezielt anzusprechen. Zudem wies er darauf hin, dass kriminelle Banden von bestimmten Staaten Unterstützung erfahren könnten, auch wenn konkrete Namen ausbleiben.

Jedoch sei KI nicht nur ein Werkzeug für Angreifer. Kreuzer betont, dass intelligente Technologien auch für Verteidigungszwecke entscheidende Vorteile bieten, beispielsweise beim Erkennen von Anomalien im Netz.

Obwohl KI auf beiden Seiten des Cyberkonflikts zum Einsatz kommt, beurteilt Munich Re den allgemeinen Stand der Cybersicherheit als ungenügend. Es fehle vor allem an Expertise in der IT-Sicherheit, zudem seien bedeutende Investitionen in Technologien und angepasste Prozesse erforderlich. Bezüglich Deutschlands bemerkt Kreuzer, dass trotz politischer Anerkennung der Bedeutung von KI, der tatsächliche Wille und das Budget für rasche Fortschritte noch unklar seien.