Einbruch statt Prognosetreffer – Anleger reagieren nervös
Ein Umsatz über der Milliardengrenze, solide Wachstumszahlen – und dennoch ein dickes Minus unterm Strich. Was nach einem Paradox klingt, ist die Realität beim US-Cybersicherheitsspezialisten CrowdStrike.
Im ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahres rutschte das Unternehmen tiefer in die Verlustzone, als es der Markt erwartet hatte. Die Aktie reagierte umgehend: Nachbörslich verlor das Papier an der Nasdaq mehr als sechs Prozent.
Mehr Umsatz, weniger Ergebnis
Konkret legten die Erlöse im abgelaufenen Quartal um rund neun Prozent auf 1,10 Milliarden US-Dollar zu. Ein solides Plus, das im Rahmen der Analystenschätzungen liegt.
Die Enttäuschung liegt jedoch auf der Gewinnseite: Statt eines erwarteten Ergebnisses von +0,66 Dollar je Aktie meldete CrowdStrike ein Minus von 0,44 Dollar.
Damit verfehlt das Unternehmen nicht nur die Prognosen, sondern rutscht auch im Vergleich zum Vorjahr deutlich ab – damals hatte man noch 0,17 Dollar pro Aktie verdient. Der Absturz ist massiv, insbesondere angesichts der Tatsache, dass das Unternehmen mit seiner Falcon-Plattform als Technologieführer im Bereich Cloud-basierter Endpunktsicherheit gilt.
Hohe Kosten drücken die Bilanz
Woran liegt der abrupte Rückschlag? Ein genauerer Blick auf die Zahlen deutet auf deutlich gestiegene Betriebsausgaben hin. CrowdStrike investiert weiterhin massiv in Forschung, internationale Expansion und Vertrieb – ein verständlicher Schritt in einem hart umkämpften Markt, aber ein teurer.
Neue Konkurrenten wie SentinelOne, Zscaler oder Palo Alto Networks erhöhen den Druck zusätzlich.
Hinzu kommt: Die Anforderungen an Sicherheitslösungen werden komplexer. KI-gestützte Angriffserkennung, Zero-Trust-Architekturen und wachsende Compliance-Vorgaben machen die Entwicklung neuer Features aufwändiger. CrowdStrike will bei Tempo und Qualität nicht nachlassen – und bezahlt dafür mit roten Zahlen.
Strategie: Marktanteil vor Marge
Das Unternehmen verfolgt eine Wachstumsstrategie, bei der Profitabilität zeitweise zurücksteht. CEO George Kurtz setzt auf die bekannte „Land-and-Expand“-Taktik: Erst günstige Einstiegspakete, dann Ausbau über zusätzliche Module und Services. Das funktioniert – das wiederkehrende Umsatzvolumen steigt, ebenso wie die Kundenzahl. Allein im Quartal kamen über 1.600 Neukunden hinzu.
Doch der Weg zu nachhaltigem Gewinnwachstum bleibt steinig. Insbesondere in einem Marktumfeld, das von Zinssensitivität und zunehmender Skepsis gegenüber verlustträchtigen Tech-Werten geprägt ist, wird die Luft dünner.
Anleger im Zwiespalt
Die Reaktion der Börse fiel entsprechend aus: minus 6,65 Prozent im nachbörslichen Handel, die Aktie notierte zuletzt bei 456,50 Dollar. Für ein Unternehmen, das sich in den vergangenen Jahren an der Nasdaq zu einem der Lieblinge der Growth-Investoren entwickelt hatte, ist das ein schmerzhafter Dämpfer – wenn auch kein fundamentaler Einbruch.
Langfristig orientierte Anleger dürften dennoch vorsichtig bleiben. Die Frage lautet: Wie lange kann CrowdStrike Wachstum über alles stellen, bevor Investoren auf Ergebnisdisziplin bestehen? Spätestens bei weiteren Gewinnrückgängen dürfte das Management liefern müssen – nicht nur technologisch, sondern auch bilanziell.