14. August, 2025

Education

Croci – die geheime Bewertungsformel der DWS auf dem Prüfstand

Die DWS bewirbt sie als wissenschaftlich, objektiv und überlegen: die Croci-Methode. Wir haben die Formel, die Auswahlmechanismen und die Ergebnisse unter die Lupe genommen. Das Ergebnis: ein fragwürdiger Mix aus kluger Idee, teurem Marketing und schwankender Praxis.

Croci – die geheime Bewertungsformel der DWS auf dem Prüfstand
Hochglanz statt Transparenz – Die Croci-Formel wird als wissenschaftlich verkauft, bleibt in ihren Details aber ein Betriebsgeheimnis der DWS.

Der Mythos von der besseren Bewertung

Croci steht für „Cash Return on Capital Invested“. Die Idee: Abschreibungen und Bilanzkosmetik verzerren den Gewinn – also wird der Gewinn durch betriebswirtschaftliche Anpassungen „bereinigt“ und mit dem investierten Kapital ins Verhältnis gesetzt. Daraus entsteht eine Kennzahl, die angeblich besser als KGV & Co. misst, ob eine Aktie günstig oder teuer ist.

Das klingt nach dem heiligen Gral der Fundamentalanalyse – vor allem, wenn man die Hochglanzbroschüren der DWS liest.

Doch in der Praxis wird diese „objektivere“ Bewertung oft mit einer fixen Branchenrotation kombiniert. Energie, Industrie und Konsum landen regelmäßig im Portfolio – Tech-Aktien, die klassische Kennzahlen sprengen, fliegen dagegen raus. Ein Vorteil? Nicht immer.

Wir haben uns die Zahlen angesehen

Über 5 Jahre lag die Performance vieler Croci-Fonds unter der der jeweiligen Vergleichsindizes. Ein Beispiel: Der DWS Invest Croci Sectors Plus verlor 2022 fast 10 %, während der MSCI World nur 8 % abgab – bei deutlich höheren laufenden Kosten (1,5 % TER).

Equal Weight mit Nebenwirkungen – Die Gleichgewichtung bremst Gewinner und gibt Verlierern mehr Gewicht, was zuletzt zu Performanceverlusten führte.

Die Begründung: Die Methodik schütze vor Überbewertungen wie bei Tech-Blasen. Doch genau in Phasen, in denen Tech-Werte die Märkte treiben, bleibt Croci auf der Strecke.

Auch die versprochene Stabilität ist relativ. Im Jahr 2020, während der Pandemie, schnitten Croci-Portfolios nicht besser ab als der breite Markt – in manchen Monaten sogar deutlich schlechter. Die „Risikoreduktion“ wird also teuer erkauft.

Equal Weight – clever oder kontraproduktiv?

Eine weitere Säule ist das „Equal Weighting“. Statt Schwergewichte wie Microsoft oder Nestlé überproportional im Depot zu halten, werden alle Positionen gleich gewichtet.

Das soll Klumpenrisiken vermeiden – sorgt aber dafür, dass Gewinner weniger stark ins Gewicht fallen und Verlierer das Portfolio stärker belasten. In den letzten Jahren, in denen wenige Megacaps den Markt dominierten, war das ein klarer Nachteil.

Transparenz: Fehlanzeige

Obwohl Croci als „wissenschaftlich“ verkauft wird, ist der genaue Berechnungsweg nicht öffentlich. Investoren müssen darauf vertrauen, dass die internen Anpassungen korrekt und konsistent sind. Für uns bleibt die Frage: Wenn die Methode wirklich überlegen ist – warum liefern die Fonds langfristig keine konstant bessere Performance?

Unser Fazit

Croci ist kein Betrug – aber auch kein Wundermittel. Die Methode hat Charme, weil sie Bilanztricks aufdeckt und sich nicht blind auf Standardkennzahlen verlässt.

Doch hohe Gebühren, undurchsichtige Gewichtungen und ein klarer Sektor-Bias nagen an ihrer Wirksamkeit. Wer investiert, sollte Croci nicht als magische Erfolgsformel sehen, sondern als eine von vielen Bewertungsmethoden – mit denselben Risiken wie jede andere.

Das könnte Sie auch interessieren:

Deutschland rutscht in die Job-Flaute – und die Stimmung gleich mit
Fünfeinhalb Jahre ohne Wachstum setzen den Arbeitsmarkt unter Druck. Die Arbeitslosigkeit steigt, die Zuversicht sinkt – und Erinnerungen an vergangene Krisen werden wach.