08. August, 2025

Quartalszahlen

Commerzbank überrascht mit besserem Ausblick

Nach einem soliden ersten Halbjahr hebt die Commerzbank ihre Gewinnprognose leicht an – und übertrifft damit die Erwartungen der Analysten. Doch hinter dem Rückenwind aus dem Zinsgeschäft zeigen sich auch strukturelle Schwächen.

Commerzbank überrascht mit besserem Ausblick
Die Commerzbank hebt ihre Gewinnprognose leicht auf 2,5 Milliarden Euro an – getragen von einem deutlich gestiegenen Zinsüberschuss.

Zinsüberschuss rettet Bilanz – vorerst

Es ist eine Art stille Überraschung aus Frankfurt: Die Commerzbank hat ihre Jahresprognose für den Nettogewinn leicht nach oben korrigiert – von 2,4 auf nun 2,5 Milliarden Euro.

Kein Quantensprung, aber ein Signal: Das operative Geschäft läuft besser als gedacht. Vor allem der Zinsüberschuss entwickelt sich dynamisch – rund 200 Millionen Euro mehr als bislang veranschlagt, wie das Geldhaus am Mittwoch mitteilte.

Quelle: Eulerpool

Im zweiten Quartal lag der Nettogewinn bei 462 Millionen Euro – deutlich über den Prognosen, wenn auch unter dem Vorjahreswert von 538 Millionen. Analysten hatten im Schnitt nur mit rund 420 Millionen gerechnet.

Der Abstand zu den Erwartungen zeigt: Die Commerzbank ist derzeit für positive Überraschungen gut – vor allem, weil die Zinspolitik der EZB weiter für Rückenwind sorgt.

Ein halber Prozentpunkt mehr – aber nicht ohne Fragezeichen

Dass die Commerzbank in Zeiten robuster Zinserträge stärker performt als geplant, ist ein Befund mit begrenzter Aussagekraft. Denn das Kreditgeschäft, lange Herzstück klassischer Bankenmodelle, wird auch bei der Commerzbank zunehmend durch die restriktive Kreditvergabe und regulatorische Auflagen gebremst.

Quelle: Eulerpool

Zudem bleibt das Institut – trotz positiver Zahlen – auf einem vorsichtigen Kurs. Die leicht angehobene Prognose bleibt unter dem, was andere Häuser in der Branche bereits in Aussicht gestellt haben. In Frankfurt gibt man sich realistisch: Der Wettbewerb bleibt hart, die Kosten der Transformation spürbar.

Der Umbau bleibt teuer

Auch wenn die Quartalszahlen solide wirken – die strukturellen Herausforderungen sind keineswegs gelöst. Die Transformation der Bank – Stichwort IT, Digitalisierung, Geschäftsstellenschließungen – geht weiter und kostet.

Die Restrukturierungskosten sind in den nun angehobenen Ausblick bereits einkalkuliert, doch die Dynamik des Veränderungsprozesses birgt weiter Unsicherheiten.

Quelle: Eulerpool

Hinzu kommt: Die Ertragslage ist stark zinsabhängig. Sollte die EZB schneller als gedacht auf einen Lockerungskurs umschwenken, könnte die Commerzbank in der zweiten Jahreshälfte an Schwung verlieren.

Analysten überrascht, Anleger zurückhaltend

Trotz der übertroffenen Erwartungen reagierten Anleger verhalten. Die Aktie legte nach der Mitteilung zwar leicht zu, ein Kurssprung blieb jedoch aus. Grund: Die Märkte hatten die leichte Anhebung bereits eingepreist – oder erwarten schlicht mehr.

Auch unter Analysten herrscht Uneinigkeit. Einige sehen das Ergebnis als Beleg für operative Stärke im Zinsumfeld. Andere warnen vor Euphorie: Die Qualität des Ergebnisses sei stark von Einmaleffekten und der EZB-Politik geprägt. Strukturelle Fortschritte im Firmenkundengeschäft oder bei den digitalen Prozessen seien noch nicht in der Bilanz ablesbar.

Wachstum ohne Glanz

Das Gesamtbild bleibt ambivalent: Die Commerzbank liefert – aber noch ohne neue Impulse. Die klassische Ertragsquelle funktioniert, doch die Frage nach strategischer Tiefe bleibt offen. Vor allem international fehlt dem Institut das Profil, das größere Wettbewerber wie Deutsche Bank oder BNP Paribas auszeichnet.

Auch die Ambitionen im Kapitalmarktgeschäft bleiben bescheiden – ein bewusster Verzicht, aber auch ein Risiko in Zeiten, in denen Banken ihre Geschäftsmodelle breit aufstellen müssen, um volatilere Phasen abzufangen.

Stabil, aber verwundbar

Die leicht angehobene Prognose ist ein positives Signal – aber kein Befreiungsschlag. Die Commerzbank profitiert von einem günstigen Umfeld, nicht von struktureller Stärke. Der Umbau schreitet voran, doch der Kapitalmarkt wartet auf mehr als nur solide Zinsrenditen. Wer wachsen will, braucht mehr als Rückenwind – er braucht Richtung.

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