Ein Höhenflug mit Symbolkraft
Binnen eines Jahres hat sich der Kurs von Cambricon verfünffacht, zuletzt erreichte er über 1.500 Yuan pro Aktie – höher als der Börsenliebling Kweichow Moutai.
Für viele Anleger ist der Aufstieg ein Symbol: China kann im Zukunftsfeld Künstliche Intelligenz eigene Champions hervorbringen, auch wenn Nvidia den Weltmarkt dominiert.
Vom Huawei-Partner zum Hoffnungsträger
Die Brüder Chen Yunji und Chen Tianshi gründeten Cambricon 2016 und lieferten zunächst Chips für Huawei. Doch 2019 zog Huawei die Entwicklung ins eigene Haus, Cambricon stürzte ins Tal der Verluste.
US-Sanktionen verschärften die Lage. Erst Ende 2024 schrieb das Unternehmen schwarze Zahlen – gerade rechtzeitig, um vom KI-Boom zu profitieren.
Eine Branche im Würgegriff der Politik
Die Exportkontrollen der USA sind Segen und Fluch zugleich. Sie erhöhen den Druck auf China, eigene Chiplösungen zu entwickeln, machen die Lieferketten aber extrem anfällig.
Cambricon ist auf SMIC angewiesen, Chinas größten Auftragsfertiger – technologisch im Rückstand gegenüber TSMC. Gleichzeitig pokert Peking darum, zumindest abgespeckte Nvidia-Chips wie den H20 weiter ins Land zu holen.

Zwischen Hype und Realität
Die Bewertung von Cambricon ist jenseits jeder Vernunft: Das Kurs-Gewinn-Verhältnis lag zuletzt bei über 4.000. Damit bräuchte das Unternehmen Jahrtausende, um die Erwartungen einzulösen.
Branchenkenner wie Peter Fintl von Capgemini mahnen zur Vorsicht: „China setzt bewusst auf mehrere Player, um den Wettbewerb zu fördern. Ein klarer Marktführer ist nicht in Sicht.“ Neben Cambricon konkurrieren Biren, Moore Threads und andere Start-ups um Marktanteile.
Symbol für Pekings Strategie
Unabhängig von der ökonomischen Logik verkörpert Cambricon Pekings Ziel: kurzfristig von westlicher Technologie profitieren, mittelfristig aber eigene Strukturen aufbauen. Anleger treiben die Aktie als Bannerträger dieser Vision nach oben – wohl wissend, dass Fundamentaldaten und Kurs längst auseinanderdriften.
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