05. September, 2025

KI

Chinas Chip-Wette: Cambricon elektrisiert Anleger

Der Kurs des KI-Start-ups Cambricon ist explodiert, Investoren feiern es als „Nvidia Chinas“. Doch hinter der Euphorie lauern politische Risiken, schwache Lieferketten und astronomische Bewertungen.

Chinas Chip-Wette: Cambricon elektrisiert Anleger
Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von über 4.000 ist Cambricon astronomisch bewertet – weit entfernt von soliden Fundamentaldaten.

Ein Höhenflug mit Symbolkraft

Binnen eines Jahres hat sich der Kurs von Cambricon verfünffacht, zuletzt erreichte er über 1.500 Yuan pro Aktie – höher als der Börsenliebling Kweichow Moutai.

Für viele Anleger ist der Aufstieg ein Symbol: China kann im Zukunftsfeld Künstliche Intelligenz eigene Champions hervorbringen, auch wenn Nvidia den Weltmarkt dominiert.

Quelle: Eulerpool

Vom Huawei-Partner zum Hoffnungsträger

Die Brüder Chen Yunji und Chen Tianshi gründeten Cambricon 2016 und lieferten zunächst Chips für Huawei. Doch 2019 zog Huawei die Entwicklung ins eigene Haus, Cambricon stürzte ins Tal der Verluste.

US-Sanktionen verschärften die Lage. Erst Ende 2024 schrieb das Unternehmen schwarze Zahlen – gerade rechtzeitig, um vom KI-Boom zu profitieren.

Quelle: Eulerpool

Eine Branche im Würgegriff der Politik

Die Exportkontrollen der USA sind Segen und Fluch zugleich. Sie erhöhen den Druck auf China, eigene Chiplösungen zu entwickeln, machen die Lieferketten aber extrem anfällig.

Cambricon ist auf SMIC angewiesen, Chinas größten Auftragsfertiger – technologisch im Rückstand gegenüber TSMC. Gleichzeitig pokert Peking darum, zumindest abgespeckte Nvidia-Chips wie den H20 weiter ins Land zu holen.

US-Sanktionen zwingen Cambricon in nationale Lieferketten – ein politisches Risiko für Stabilität und Skalierung.

Zwischen Hype und Realität

Die Bewertung von Cambricon ist jenseits jeder Vernunft: Das Kurs-Gewinn-Verhältnis lag zuletzt bei über 4.000. Damit bräuchte das Unternehmen Jahrtausende, um die Erwartungen einzulösen.

Branchenkenner wie Peter Fintl von Capgemini mahnen zur Vorsicht: „China setzt bewusst auf mehrere Player, um den Wettbewerb zu fördern. Ein klarer Marktführer ist nicht in Sicht.“ Neben Cambricon konkurrieren Biren, Moore Threads und andere Start-ups um Marktanteile.

Symbol für Pekings Strategie

Unabhängig von der ökonomischen Logik verkörpert Cambricon Pekings Ziel: kurzfristig von westlicher Technologie profitieren, mittelfristig aber eigene Strukturen aufbauen. Anleger treiben die Aktie als Bannerträger dieser Vision nach oben – wohl wissend, dass Fundamentaldaten und Kurs längst auseinanderdriften.

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