Banken-ETF mit Rekordrendite – aber Vorsicht vor zyklischer Falle: Der iShares Stoxx Europe 600 Banks verdoppelte seinen Wert seit 2020 – doch liegt damit immer noch rund 50 % unter dem Höchststand von 2007. Anleger setzen hier eher auf Konjunkturerholung als auf stabile Dividendenrendite.
Finanzen
Cashflow statt Kursgewitter – unsere vier Favoriten unter den Dividenden-ETFs
Dividenden bleiben der Fels in stürmischen Börsenzeiten. Die Redaktion der InvestmentWeek hat mehr als 2.000 Produkte durchleuchtet, Kennzahlen verglichen – und jene vier ETFs identifiziert, die aktuell Rendite, Stabilität und Kostenstruktur am überzeugendsten kombinieren.
Warum wir gesucht – und gefunden haben
Krisen, Kriege, Rezessionsängste: In einem Umfeld, das selbst gestandene Investoren nervös macht, gewinnen verlässliche Ausschüttungen an Bedeutung. Genau hier setzen Dividenden-ETFs an.
Doch nicht jedes Produkt hält, was der Werbeprospekt verspricht. Deshalb hat unser Research-Desk sämtliche in Deutschland handelbaren Dividenden-ETFs in eine Datenmühle gesteckt:
Quantitative Filter – Ausschüttungsrendite seit 2020, Kostenquote (TER), Volumen, Handelsliquidität.
Qualitative Checks – Indexmethodik, Sektor- und Länderkonzentration, Nachhaltigkeitsfilter.
Praxisblick – tatsächlich gezahlte Dividenden vs. prospektierte Werte, Kursverhalten in Stressphasen.
Am Ende blieben vier Kandidaten übrig, die wir unseren Lesern nicht vorenthalten wollen: zwei Welt-, zwei Europa-Strategien.
Rang 4 | iShares STOXX Global Select Dividend 100
Globale Breite – schwankende Ausschüttung
ISIN DE000A0F5UH1 | TER 0,46 %* 100 Dividendenwerte aus 23 Industrieländern, strenge Payout-Grenzen (max. 60 % bzw. 80 % des Gewinns). Die geografische Mischung wirkt auf den ersten Blick weltumspannend, verschiebt sich aber stark zugunsten von Hongkong und Australien. Seit 2020 brachte das Paket gut 28 % Gesamtrendite; davon stammen 2.400 € Dividenden auf ein Anfangsinvestment von 10.000 €. Nachteil: Die jährliche Auszahlung schwankt, 2021 und 2024 gab es Rückgänge.
IW-Urteil: Solider Allrounder, aber kein Ausschüttungsautomat. Wer globale Diversifikation sucht und Schwankungen toleriert, kann zugreifen – alle anderen lesen weiter.
Rang 3 | Invesco Euro STOXX High Dividend Low Volatility
Euro-Zone mit Sicherheitsgurt
ISIN IE00BZ4BMM98 | TER 0,30 %* 50 Dividendenriesen aus der Währungsunion, ausgewählt nach hohem Cash-Yield und niedriger historischer Volatilität. Ergebnis: Ländergewichtung erstaunlich ausgewogen, aber 41 % Finanzsektor-Exposure. Dividenden sind fünf Jahre in Folge gestiegen; aus 10.000 € Anfangseinsatz wurden 2.500 € Ausschüttung plus nur 5 % Kursgewinn. Gesamtrendite: 30 % – fast alles dank Dividenden.
IW-Urteil: Wer monatlich ruhig schlafen will und Euro-Risiko akzeptiert, findet hier einen robusten Cash-Kandidaten. Kursdynamik darf man nicht erwarten.
Rendite mit Klumpenrisiko: In allen analysierten ETFs dominieren Finanzwerte – teils mit über 40 % Gewichtung. Wer hier investiert, wettet faktisch auf die Stabilität von Banken und Versicherungen.
Rang 2 | VanEck Morningstar Developed Markets Dividend Leaders
Breit gestreut, nachhaltig gefiltert
ISIN NL0011683594 | TER 0,38 %* 100 Titel aus Industrieländern, harte Dividenden- und ESG-Kriterien, Ausschluss von REITs. Regionale Gewichtung überraschend europalastig (Frankreich und Italien vor Kanada). Seit 2020 stehen 42 % Kursplus und 2.800 € Dividenden zu Buche – Gesamtrendite 70 %. Ausschüttungen steigen verlässlich.
IW-Urteil: Unser „All-Weather-Income“-Liebling. Saubere Methodik, solide Historie, angemessene Kosten. Für Langfristanleger erste Wahl.
Rang 1 | iShares STOXX Europe 600 Banks
Dividendenkönig mit Klumpenrisiko
ISIN DE000A0F5UJ7 | TER 0,47 %* Reiner BranchenETF – 73 europäische Banken, britische Institute dominieren. Was zunächst wie ein Ausreißer wirkt, entpuppte sich als Rendite-Rakete: 90 % Kursplus seit 2020, dazu 2.000 € Dividenden. Gesamtrendite: 112 %. Treiber: Zinswende, Ertragssprung, Übernahmephantasien. Aber Achtung: Der Kurs liegt trotz Rally immer noch 50 % unter dem Vorkrisen-Top von 2007.
IW-Urteil: High-Beta-Wette, kein Ruhepolster. Wer an eine anhaltende Zinshausse und starke europäische Banken glaubt, findet hier das kraftvollste Dividendentriebwerk – alle anderen bleiben lieber diversifiziert.
Was Anleger jetzt mitnehmen sollten
Dividende ist nicht gleich Dividende. Hohe Ausschüttungen können von schwachem Kurswachstum erdrückt werden. Auf die Mischung kommt es an.
Kosten zählen, aber Kontext auch. Eine TER von 0,46 % ist für einen Spezial-ETF legitim, wenn die Nettorendite stimmt.
Sektorrisiken prüfen. Finanzwerte dominieren fast jeden Income-Index. Wer Banken nicht mag, wächst bei vielen Dividenden-ETFs in ein Klumpenrisiko hinein.
Zinsregime im Blick behalten. Fällt die Renditekurve, fallen oft auch die Bankgewinne – und damit ETF #1 in unserem Ranking.
Langfristig denken. Bei allen Produkten wären Dividenden allein seit 2020 zwischen 24 % und 28 % des ursprünglichen Kapitals gewesen – Cashflow schlägt Market-Timing.
Schlussakkord Dividenden-ETFs sind kein „Bond-Ersatz light“, sondern eigenständige Bausteine mit klaren Stärken und Risiken. Unsere Auswertung zeigt: Wer die Kennzahlen seziert, findet Produkte, die selbst in rauen Börsenjahren verlässlich ausschütten – und manchmal sogar Kursturbo liefern.
Doch jeder Anleger muss entscheiden, ob er breit streuen will oder gezielt auf den zyklischen Bank-Boost setzt. Die Zahlen liefern wir. Die Entscheidung bleibt – wie immer – bei Ihnen.
Transparenzhinweis: Die vorliegende Auswertung stellt keine Anlageberatung oder Kaufempfehlung dar. Sie dient ausschließlich der journalistischen Information.
Die Auswahl der genannten ETFs basiert auf öffentlich zugänglichen Daten, die wir mit größtmöglicher Sorgfalt analysiert haben. Gleichwohl ersetzen unsere Recherchen keine individuelle Finanzberatung.
Kapitalanlagen in Aktien und ETFs sind mit Risiken verbunden – ein Totalverlust ist möglich. Anlegerinnen und Anleger sollten vor einer Investitionsentscheidung ihre persönliche Risikobereitschaft sowie finanziellen Verhältnisse prüfen und sich im Zweifel von einer unabhängigen Stelle beraten lassen.