An der Börse zählt am Ende nicht nur, was in den Büchern steht – sondern auch, was zwischen den Zeilen.
Das bekam Canopy Growth am Freitag schmerzhaft zu spüren: Der kanadische Cannabis-Produzent hat seine Geschäftszahlen für das vierte Quartal des laufenden Fiskaljahres vorgelegt – und prompt einen Absturz von fast 20 Prozent hinnehmen müssen.
An der NASDAQ fiel die Aktie zeitweise auf nur noch 1,38 US-Dollar. Für viele Investoren ein Alarmsignal – nicht zum ersten Mal.
Verlust größer als erwartet – und größer als im Vorjahr
Die nackten Zahlen sprechen eine klare Sprache. Im vierten Quartal schrieb Canopy ein Minus von 1,43 CAD je Aktie – das sind rund 39 Prozent mehr Verlust als noch im Vorjahr (-1,03 CAD).
Auch wenn der Umsatz mit 77,98 Millionen CAD leicht über den Erwartungen lag (Prognose: 70,57 Millionen CAD), konnte das die Enttäuschung nicht auffangen.
Im Vergleich zum Vorjahr schrumpften die Erlöse dennoch – damals hatte das Unternehmen 83,15 Millionen CAD erwirtschaftet.
Jahreszahlen zeigen: Der Weg in die Profitabilität ist weit
Noch düsterer sieht es auf Jahressicht aus: Zwar konnte Canopy seinen Jahresverlust im Vergleich zum Vorjahr leicht verringern – von -8,79 auf -5,56 CAD je Aktie –, doch die Erwartungen wurden deutlich verfehlt.
Analysten hatten mit einem Verlust von rund -3,40 CAD gerechnet. Auch der Umsatz schrumpfte von 343,93 auf 313,97 Millionen CAD – trotz eines immer noch wachsenden nordamerikanischen Markts.
Ein strukturelles Problem – nicht nur ein Ausrutscher
Der Markt reagiert entsprechend allergisch. Der massive Kursrutsch zeigt, wie tief das Vertrauen der Anleger mittlerweile gesunken ist. Das hat strukturelle Gründe: Canopy war einst eines der Vorzeigeunternehmen im globalen Cannabis-Boom.
Doch aus der anfänglichen Euphorie ist Ernüchterung geworden. Regulierungshürden, Überproduktion und ein immer härterer Wettbewerb setzen den Unternehmen der Branche zu.
Canopy reagierte mit Restrukturierungen, Beteiligungsverkäufen und Sparprogrammen – doch bislang ohne durchschlagenden Erfolg.
Die große Cannabis-Wette: Hoffnung liegt auf den USA
Ein möglicher Hoffnungsschimmer bleibt: Der US-Markt. Sollte es der Canopy-Tochtergesellschaft irgendwann gelingen, in den USA vollständig Fuß zu fassen – idealerweise nach einer Legalisierung auf Bundesebene –, könnte neues Wachstum entstehen.
Doch darauf zu wetten, ist derzeit riskant. Die politische Lage in den USA bleibt unklar, Fortschritte bei der Entkriminalisierung stocken.
Anleger ziehen Konsequenzen
Die Reaktion der Börse auf die jüngsten Zahlen war deutlich: Minus 19,95 Prozent innerhalb eines Tages. Für Canopy bedeutet das nicht nur einen Imageverlust, sondern auch einen empfindlichen Schlag gegen die Hoffnung auf einen Turnaround.
Die Aktie, einst ein Liebling von Wachstumsinvestoren, notiert mittlerweile weit unter früheren Höchstständen. Noch 2019 lag der Kurs bei über 40 Dollar – heute ist davon nur noch ein Bruchteil übrig.
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