Ein Gewinn wie aus dem Bilderbuch
BYD, inzwischen der weltweit größte Produzent von Elektrofahrzeugen, meldet für das erste Halbjahr 2025 einen Nettogewinn von 15,5 Milliarden Yuan (1,9 Milliarden Euro).

Das entspricht einem Zuwachs von 14 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der Umsatz kletterte gleichzeitig um 23 Prozent auf 371,3 Milliarden Yuan (44,5 Milliarden Euro). Mit weltweit 2,15 Millionen verkauften Fahrzeugen steigerte der Konzern seine Auslieferungen um ein Drittel.
Die Grenzen des Wachstums
Trotz dieser beeindruckenden Zahlen zeigen sich erste Risse in der Erfolgsstory. Die 2,15 Millionen Fahrzeuge sind zwar eine Rekordmarke, bleiben aber weit hinter den ambitionierten 5,5 Millionen Einheiten zurück, die BYD für 2025 ausgegeben hatte. Ein Ziel, das sich zunehmend als unrealistisch erweist.
Um das Absatzwachstum zu sichern, setzte das Unternehmen zuletzt auf aggressive Rabattaktionen – ein Vorgehen, das sogar in Peking für Kritik sorgte. Die chinesische Regierung warnt davor, dass ein ruinöser Preiskampf langfristig die Profitabilität und Stabilität der Branche gefährden könnte.
Expansion um jeden Preis
Besonders im Ausland greift BYD an. In Europa und Südamerika baut der Konzern neue Produktionsstätten, während Exporte nach Südostasien und den Nahen Osten weiter zulegen.
Lesen Sie auch:

Die internationale Präsenz ist zum Kern der Wachstumsstrategie geworden. Gleichzeitig wächst der Druck: Auf vielen Märkten reagiert die Konkurrenz mit eigenen Preissenkungen, während westliche Regierungen zunehmend über Strafzölle und Importbeschränkungen nachdenken, um ihre heimische Industrie zu schützen.
Der politische Faktor
Mit dem Aufstieg von BYD wächst auch das Misstrauen. In Brüssel und Washington wird der rasante Erfolg chinesischer E-Autos kritisch beäugt. Erst im Frühjahr leitete die EU-Kommission eine Anti-Subventionsuntersuchung ein, die mittelfristig zu Strafzöllen führen könnte.
Für BYD ist das ein Risiko: Knapp ein Viertel der jüngsten Absatzsteigerung kam aus Exportmärkten, die jederzeit durch Regulierung und Handelspolitik gebremst werden könnten.
Rabatte als zweischneidiges Schwert
Besonders umstritten ist die Rabattstrategie, die sich wie ein roter Faden durch die Branche zieht. Analysten warnen, dass die Gewinnmargen unter Druck geraten könnten. Schon jetzt zeigen sich erste Anzeichen: Während der Nettogewinn zwar um 14 Prozent gestiegen ist, liegt die operative Marge unter dem Branchenschnitt.
„Langfristig sind solche Rabattschlachten brandgefährlich – sie gewöhnen Kunden an niedrige Preise und setzen Konkurrenten unter Zugzwang“, kommentiert der Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer.
Ausblick: Marathon statt Sprint
Für die zweite Jahreshälfte erwartet BYD eine noch härtere Gangart im Wettbewerb. Mit Tesla, Hyundai und den deutschen Herstellern treffen die Chinesen zunehmend auf Gegner, die nicht mehr nur reagieren, sondern offensiv angreifen. Zudem dürfte die Diskussion um Handelsbarrieren den Druck erhöhen.
Ob BYD seinen Status als globaler Marktführer festigen kann, hängt daher nicht allein vom Absatz, sondern auch von politischen und regulatorischen Entscheidungen ab.
Das könnte Sie auch interessieren:
