Krisensignal aus Omaha
Als Warren Buffett beginnt, Apple-Aktien zu verkaufen, ist das mehr als ein Alarmsignal für Anleger. Der Starinvestor hatte Apple zur größten Position in seinem Portfolio gemacht – und sich nun in den vergangenen Quartalen von mehr als zwei Dritteln seines Engagements getrennt.
Das Timing könnte kaum symbolträchtiger sein: Zeitgleich kämpft Apple mit geopolitischen Spannungen, sinkenden Verkaufszahlen und einer strukturell überholten Wachstumsstory.
90 Milliarden Dollar Gewinn – und trotzdem unter Druck
Apple steht wirtschaftlich noch immer stabil da: Zwischen 2020 und 2024 erzielte der Konzern jährlich über 90 Milliarden US-Dollar Nettogewinn, mit einer durchschnittlichen Marge von rund 25 Prozent.
Eine solche Profitabilität ist in der Hardwarebranche nahezu einzigartig. Dennoch zeigen jüngste Daten ein Umdenken an den Märkten: Allein nach der jüngsten Zollankündigung von US-Präsident Donald Trump verlor Apple über 300 Milliarden Dollar an Börsenwert – der zweithöchste Tagesverlust in der US-Geschichte.
Trumps Zölle treffen den Kern von Apples Modell
Das Apple-Geschäftsmodell basiert auf globaler Arbeitsteilung: Design und Software in Kalifornien, Fertigung in China, Komponenten aus Europa und Asien. Doch genau dieses Prinzip wird durch Trumps protektionistische Maßnahmen torpediert.
Zwar gab es am Wochenende temporäre Ausnahmen für Smartphones, doch laut Weißem Haus sind diese zeitlich begrenzt. Sollte Trump dauerhaft Zölle auf chinesische Importe verhängen – wie angekündigt in Höhe von 20 bis 50 Prozent – wären Apple-Produkte spürbar teurer.

Ein vollausgestattetes iPhone 16 Pro kostet in den USA bereits 1.499 Dollar – Spielraum für weitere Preissteigerungen scheint begrenzt.
Rückgang in China, keine Antwort auf Xiaomi
Hinzu kommt ein strukturelles Problem: Der Absatz in China bricht weg. Im Schlussquartal 2024 verkaufte Apple dort 13,1 Millionen Smartphones – 25 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum.
Der lokale Wettbewerber Xiaomi legte im selben Zeitraum um 29 Prozent zu und setzt Apple auch technologisch unter Druck. Besonders pikant: Xiaomi hat 2024 ein konkurrenzfähiges Elektroauto auf den Markt gebracht, während Apple sein eigenes Autoprojekt endgültig eingestellt hat.
Wenig Innovation, zu hohe Bewertung
Auch auf der Innovationsseite herrscht Flaute. Nach dem Tod von Steve Jobs investierte Apple weniger in Forschung und Entwicklung: Im Geschäftsjahr 2024 flossen lediglich 9 Milliarden Dollar in CapEx – deutlich weniger als Microsoft mit 44 Milliarden.
Die Vision Pro, Apples Vorstoß in den VR-Markt, war zwar ein Achtungserfolg, aber kein Gamechanger. Bei Künstlicher Intelligenz gilt Apple als Nachzügler, Sprachassistent Siri hat einen zweifelhaften Ruf.
Trotz stagnierender Umsätze ist Apple mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 26 noch immer hoch bewertet. Analysten rechnen zwar mit leichtem Gewinnwachstum – doch das basiert auf der Hoffnung, dass ein Handelsabkommen mit China zustande kommt oder Trumps Zölle nicht dauerhaft greifen. Beides ist unsicher.
Fazit ohne Beruhigungspille
Apple bleibt ein Gigant – aber ein verletzlicher. Die Kombination aus geopolitischer Unsicherheit, abnehmender Innovationskraft und einem zunehmend gesättigten Smartphone-Markt verändert das Risiko-Rendite-Profil der Aktie grundlegend.
Wer jetzt einsteigt, spekuliert auf ein Happy End im Handelskonflikt und eine Wende in der Produktstrategie. Doch selbst Warren Buffett, sonst für seine Langfristigkeit bekannt, scheint nicht mehr an dieses Märchen zu glauben.
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