Die Zentralbank von Brasilien gab bekannt, dass sie sich derzeit in einer „neuen Phase“ ihrer monetären Politik befinde. In dieser Phase entscheiden die Verantwortlichen, den Leitzins unverändert zu belassen, während sie die Effizienz des aktuellen Zinssatzes dahingehend prüfen, ob er geeignet ist, die Inflation in Richtung des angestrebten Ziels von 3 % zu lenken. Im Protokoll der jüngsten Sitzung wurde dargelegt, dass der Leitzins, der sogenannte Selic, weiterhin bei einem nahezu zwanzigjährigen Hoch von 15 % bleibt. Die Entscheidungsträger verdeutlichten jedoch ihre Bereitschaft, den Zinserhöhungszyklus wieder aufzunehmen, falls dies erforderlich sein sollte.
Der geldpolitische Ausschuss stellte ebenso fest, dass das gegenwärtige wirtschaftliche Klima mit der momentan verfolgten Politik in Einklang steht, und wies auf ein allmählich nachlassendes Wachstum hin. Dieses Vorgehen folgt auf die Beendigung eines aggressiven Straffungszyklus der Zentralbank im Juli, bei dem seit September 2024 eine Erhöhung des Selic-Zinses um 450 Basispunkte erfolgt ist.
Die Entscheidungsträger betonten ferner ihre Wachsamkeit, insbesondere bezüglich der Inflationstrends im Dienstleistungssektor. Trotz einer insgesamt positiveren Inflationsentwicklung im Jahresverlauf äußerte die Zentralbank Bedenken hinsichtlich der prekären Verankerung der Inflationserwartungen. Die Entscheidungsträger beschrieben das gegenwärtige inflationspolitische Umfeld als weiterhin ungünstig und erklärten, dass eine signifikant restriktive Geldpolitik über einen längeren Zeitraum erforderlich sein könnte, um die gesetzten Ziele zu erreichen und damit die Stabilität der Preise zu gewährleisten.
Laut dem brasilianischen Statistikamt IBGE lag die jährliche Inflationsrate des Landes im August bei 5,13 %. Dies liegt über dem von der Zentralbank angestrebten Inflationsziel von 3 %, wobei eine Toleranz von plus oder minus 1,5 Prozentpunkten berücksichtigt werden kann. Vor diesem Hintergrund äußerte Finanzminister Fernando Haddad deutliche Kritik an der Politik der Zentralbank. In einem Interview mit der lokalen Presse erklärte er, dass er „keine Rechtfertigung“ für die hohen Kreditkosten sehe und merkte an, dass es Spielraum für Zinssenkungen gebe, um das wirtschaftliche Wachstum zu fördern.