Mehr Gewinn als gedacht – weniger als im Vorjahr
Der bereinigte Quartalsgewinn von BP lag im zweiten Quartal 2025 bei 2,4 Milliarden US-Dollar – ein Minus von 14 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum.

Trotzdem reagieren die Märkte positiv: Analysten hatten lediglich mit 1,8 Milliarden gerechnet. Konzernchef Murray Auchincloss kündigte an, die Kapitaldisziplin weiter zu verschärfen. Konkret: Portfolio aufräumen, Kosten runter, Aktionäre belohnen.
Die Dividende steigt leicht auf 8,32 Cent, der nächste Aktienrückkauf ist bereits angekündigt – in Höhe von 750 Millionen US-Dollar. Für ein Unternehmen, das sich nach außen klimafreundlich geben will, bleibt das Signal eindeutig: Shareholder First.
Castrol auf dem Prüfstand – ein Traditionsname vor dem Verkauf
Ein zentraler Treiber des Quartalsergebnisses war das Kunden- und Produktgeschäft. Hier stieg der Gewinn um 33 Prozent – getragen durch starke Ölhandelsergebnisse, ein höheres Absatzvolumen und ein beachtliches Plus von 20 Prozent bei der BP-Tochter Castrol. Die Marke ist eine der bekanntesten im globalen Schmierstoffmarkt – und soll nun verkauft werden.
BP setzt also ausgerechnet bei dem Geschäft auf Rückzug, das in diesem Quartal besonders glänzen konnte. Für Investoren mag das wie Kapitaloptimierung aussehen – für Kritiker wirkt es wie ein Ausverkauf funktionierender Substanz.
Der Spagat zwischen Öl, Aktionären und Klimaversprechen
Die Zahlen zeigen: Das klassische Öl- und Handelsgeschäft bleibt die tragende Säule bei BP. Die Gewinne stammen nicht aus Windparks oder Wasserstoff – sondern aus Kraftstoffen, Volumen und Trading. Während Wettbewerber wie Shell oder TotalEnergies vorsichtig neue Wege gehen, bleibt BP bei der Devise: Erst liefern, dann transformieren.
Das bedeutet: Eine grüne Transformation gibt es – aber nur, wenn die Margen stimmen. Im aktuellen Umfeld scheint BP eher auf kurzfristige Kapitalrendite zu setzen als auf langfristige Umbaupläne.
Aktienrückkäufe als Botschaft
Mit dem erneuten Buyback-Programm über 750 Millionen Dollar sendet BP eine klare Botschaft an die Kapitalmärkte: Wir bleiben zuverlässig, auch ohne Wachstum.
Aktienrückkäufe gelten zwar als effektives Mittel, um den Kurs zu stützen und die Kapitalrendite zu erhöhen – gleichzeitig sind sie ein Signal dafür, dass das Management keinen besseren Verwendungszweck für das Geld sieht als die eigene Aktie.
Für ein Unternehmen, das in der öffentlichen Kommunikation regelmäßig von Nachhaltigkeit und Zukunft spricht, ist das ein schwieriger Spagat. Denn während die Transformation zur CO₂-Neutralität Milliarden kosten wird, werden diese Mittel nun lieber den Aktionären ausgeschüttet.
Wachstum aus dem Bestand – oder Schrumpfen mit Marge?
Auchincloss’ Strategie ist klar: Das Portfolio wird erneut geprüft, unrentable oder nicht strategische Teile könnten abgestoßen werden. Die Börse begrüßt das – auch weil BP damit auf Klarheit und Fokussierung setzt. Doch die Frage bleibt: Was bleibt langfristig übrig?
Mit dem geplanten Verkauf von Castrol droht BP ein wichtiger Baustein aus dem margenstarken Non-Explorationsgeschäft wegzubrechen. Gleichzeitig ist unklar, ob die grüne Sparte überhaupt groß genug ist, um künftige Rückgänge im klassischen Geschäft zu kompensieren.
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