Aufschwung mit Turbulenzen
Mitten in der globalen Unsicherheit um Lieferketten, geopolitische Risiken und konjunkturelle Abkühlung gelingt Bombardier ein Kunststück: Der kanadische Anbieter von Businessjets meldet für das zweite Quartal ein sattes Gewinnplus von knapp sieben Prozent – obwohl Umsatz, Auslieferungen und Barmittelabfluss in die Gegenrichtung zeigen.

Im Detail: Das Nettoergebnis stieg auf 1,11 Dollar je Aktie. Das ist mehr, als Analysten erwartet hatten – und bemerkenswert angesichts eines gleichzeitigen Umsatzrückgangs von neun Prozent auf exakt zwei Milliarden Dollar.
Die Zahl der ausgelieferten Maschinen sank von 39 auf 36. Dennoch bleibt Bombardier optimistisch und erwartet eine deutlich höhere Produktionsrate im zweiten Halbjahr. Genau das wirft jedoch Fragen auf.
Cashflow als Schwachstelle
Während Investoren zunächst nur auf den Gewinn blicken, sorgt eine andere Kennzahl für Stirnrunzeln: Der Free Cash Flow lag mit minus 164 Millionen US-Dollar deutlich unter den Erwartungen – und gleich viermal so hoch im negativen Bereich, wie Analysten prognostiziert hatten. Die Begründung: Bombardier habe im Vorgriff auf die geplante Produktionssteigerung massiv Zulieferteile eingekauft.
Was kurzfristig nach Weitsicht klingt, birgt mittelfristig Risiken. Denn sollte sich der Markt abkühlen, könnten teure Vorleistungen zu Lagerkosten werden. Hinzu kommt: Der kriselnde Flugzeugbau verlangt ohnehin nach straffer Liquiditätssteuerung – gerade in einem kapitalintensiven Segment wie dem der Businessjets.
Boom bei der Nachfrage – noch
Der Grund für das Gewinnplus liegt nicht in der Stückzahl, sondern im Preis. Bombardier hat in den vergangenen Monaten mehrfach an der Preisschraube gedreht – mit Erfolg.
Vor wenigen Wochen verkündete das Unternehmen einen Großauftrag über 1,7 Milliarden Dollar für 50 Maschinen der Typen Challenger und Global, inklusive Wartungspaket und Optionen auf weitere 70 Jets. Der Auftragsbestand wuchs dadurch auf 16,6 Milliarden US-Dollar – ein historischer Höchstwert für Bombardier.
Doch auch hier gilt: Großaufträge sind nur so viel wert, wie ihre vertragliche Umsetzung – und deren Finanzierung. In einem Marktumfeld, das zunehmend von steigenden Finanzierungskosten und geopolitischen Unsicherheiten geprägt ist, können selbst unterschriebene Verträge ins Wanken geraten.
Ein Balanceakt auf hohem Niveau
Der Fall Bombardier zeigt exemplarisch, wie fragil Erfolg in der zivilen Luftfahrt bleiben kann. Auf der einen Seite stehen hohe Margen, starke Marken und ein rasant wachsender Auftragsbestand. Auf der anderen Seite lasten Unsicherheiten beim Cashflow, ein hoher Kapitaleinsatz und die Notwendigkeit, die Lieferketten unter Kontrolle zu halten.
Auch für Investoren wird es zunehmend komplex: Ist das Unternehmen ein Turnaround-Kandidat mit Rückenwind durch die steigende Nachfrage nach Businessjets – oder ein Beispiel dafür, wie schnell gute Zahlen durch operative Risiken aufgezehrt werden können?
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