03. Mai, 2025

Unternehmen

BMW vor Google, Porsche vor Tesla – das sind Deutschlands attraktivste Arbeitgeber 2025

Eine exklusive Umfrage zeigt, welche Unternehmen bei jungen Akademikerinnen und Akademikern ganz oben auf der Wunschliste stehen – und welche Konzerne überraschend abrutschen.

BMW vor Google, Porsche vor Tesla – das sind Deutschlands attraktivste Arbeitgeber 2025
Tesla verliert an Glanz: Der E-Autobauer rutscht bei Wirtschaftswissenschaftlern auf Platz 24 – ein Signal für schwindende Arbeitgeberattraktivität.

Konstanz an der Spitze – BMW bleibt Platzhirsch

Auch 2025 ist BMW der beliebteste Arbeitgeber Deutschlands – und das inzwischen im 13. Jahr in Folge. Trotz Sparprogrammen und Krise in der Automobilbranche landet der Münchner Autobauer bei Wirtschaftswissenschaftlern wie Ingenieuren auf Platz eins.

Besonders bemerkenswert: BMW verteidigt seine Spitzenposition nicht gegen heimische Mittelständler, sondern gegen globale Tech-Größen wie Google oder Microsoft.

Ilka Horstmeier, Personalvorständin von BMW, darf sich als heimliche Meistertrainerin der deutschen HR-Branche fühlen. Mit einem Image, das auf Stabilität, Gehalt und Entwicklungsperspektiven setzt, führt sie den Konzern verlässlich auf den ersten Rang – Jahr für Jahr.

Auto schlägt Algorithmus – noch

Neben BMW schaffen es auch Audi, Porsche und Mercedes-Benz unter die Top Ten – bei beiden Berufsgruppen. Das Vertrauen in die Autoindustrie scheint trotz strukturellem Wandel und Verunsicherung in der Lieferkette ungebrochen.

Laut Robindro Ullah vom Marktforschungsinstitut Trendence liegt das vor allem an zwei Dingen: „Die Unternehmen zahlen gut – und sie sind omnipräsent.“

Anders ergeht es den einst gefeierten Disruptoren: Tesla rutscht im Ranking deutlich ab. Wirtschaftswissenschaftler setzen den US-Elektropionier nur noch auf Platz 24, bei Ingenieuren reicht es gerade für Rang 11. Volkswagen verliert ebenfalls weiter an Boden. Der Vertrauensverlust scheint real.

BMW bleibt vorn: Trotz Branchenkrise und Transformation behauptet sich der Autobauer zum 13. Mal in Folge als beliebtester Arbeitgeber Deutschlands.

Wenn der Staat zum Sicherheitsanker wird

Überraschung im Mittelfeld: Die Bundeswehr, Rheinmetall und gleich mehrere Bundesministerien steigen im Ranking auf – ein Effekt der geopolitischen Zeitenwende. Vor allem Arbeitsplatzsicherheit wird von jungen Berufseinsteigern wieder höher gewichtet.

Das ist neu. Und es ist ein Warnsignal für die freie Wirtschaft: Unsichere Märkte machen stabile Institutionen plötzlich attraktiv.

Das Sondervermögen für die Bundeswehr und der enorme Personalbedarf in der Rüstungsindustrie sorgen zudem für neue Aufmerksamkeit.

„Es fehlen heute schon Fachkräfte, um die beschlossene Aufrüstung umzusetzen“, erklärt Ullah. „Das bringt Schwung in das Recruiting – und verändert die Wahrnehmung ganzer Branchen.“

Gehalt bleibt König – aber nicht allein

Die Top-Kriterien bei der Wahl des Arbeitgebers bleiben seit Jahren stabil: ein gutes Gehalt, Wertschätzung, interessante Aufgaben und ausreichend Zeit für das Leben außerhalb des Büros.

Aber neue Aspekte kommen hinzu: Arbeitszeitmodelle, Homeoffice-Regelungen, Führungskultur – all das spielt zunehmend eine Rolle, wenn es um die Wahl des Arbeitgebers geht.

Ein wachsender Einflussfaktor: Gaming. Nicht als Freizeitbeschäftigung, sondern als Indikator für Problemlösekompetenz und strategisches Denken. Jeder zweite Akademiker mit IT-Bezug gibt heute an, Gaming-Skills im Lebenslauf zu erwähnen – das verändert das Employer Branding vieler Firmen grundlegend.

DHL wird digital – und steigt auf

Ein Gewinner des neuen Denkens: DHL. Der Logistikkonzern, lange Zeit kaum präsent im Wettbewerb um die besten Köpfe, steigt im Ranking deutlich auf – von Platz 95 auf Rang 48.

Der Grund: gezielte Ansprache über E-Sports-Plattformen. Unter anderem mit einem eigenen „Dota 2“-Jobportal für IT-Fachkräfte, das bereits über 20.000 Bewerbungen generiert hat.

„Wir konkurrieren um die gleichen Talente wie SAP, Amazon oder Microsoft“, sagt Jochen Lampe-Merian, zuständig für das Employer Branding bei DHL. „Deshalb gehen wir dorthin, wo sich unsere Zielgruppe bewegt – ins Gaming-Umfeld.“ Ein Ansatz, der zunehmend Schule macht.

Beratung verliert an Glanz

Nicht alle Branchen profitieren vom Wandel. Die großen Wirtschaftsprüfungsgesellschaften – Deloitte, EY, PwC und KPMG – rutschen deutlich ab.

Deloitte schafft es gerade noch auf Rang 46, die übrigen drei bleiben dreistellig. Der Grund liegt nicht in mangelndem Renommee, sondern in einem Imageproblem: zu viel Druck, zu wenig Flexibilität.

„Professionals suchen heute Jobs, die sich an ihr Leben anpassen – nicht umgekehrt“, sagt Ullah. Beratungen gelten hingegen vielen als Synonym für Überstunden, starre Strukturen und eingeschränkte Work-Life-Balance. Ein Eindruck, der sich offenbar hartnäckig hält.

Was das Ranking wirklich zeigt

Das diesjährige Trendence-Ranking ist mehr als nur eine Liste beliebter Arbeitgeber. Es ist ein Stimmungsbild einer Generation, die zwar ambitioniert ist – aber Sicherheit, Sinn und Flexibilität höher gewichtet als Prestige. BMWs Seriensieg ist keine Selbstverständlichkeit, sondern das Ergebnis harter Personalarbeit. Andere Unternehmen tun gut daran, genau hinzuschauen.

Denn wer auch in Zukunft unter den besten Arbeitgebern sein will, muss sich neu erfinden. Nicht nur mit schöneren Stellenanzeigen – sondern mit echten Antworten auf die Frage: Warum gerade wir?