05. November, 2025

Unternehmen

Berlin will Milliarden aus Sondervermögen für eine Million Bäume ausgeben

Statt Innovation und Bildung soll das Geld in neue Straßenbäume fließen – Kritiker sprechen von Symbolpolitik, die mehr Schatten wirft als spendet.

Berlin will Milliarden aus Sondervermögen für eine Million Bäume ausgeben
Milliardenprojekt im Wurzelwerk: Berlin plant bis 2040 rund eine Million neue Straßenbäume – finanziert aus dem schuldenbasierten Sondervermögen des Bundes, das eigentlich für Zukunftsinvestitionen wie Infrastruktur und Digitalisierung gedacht war.

Berlin pflanzt groß – und denkt klein

Berlin will grüner werden. Eine Million Bäume sollen bis 2040 neu gepflanzt werden, mehr als doppelt so viele wie heute. Finanziert werden soll das Ganze ausgerechnet mit Milliarden aus dem Sondervermögen des Bundes – jenem Schuldenfonds, der eigentlich für Zukunftsinvestitionen gedacht war. Für Glasfaser, Schulen, Straßen. Nun also für Linden, Platanen und Ahorn.

Das Berliner Abgeordnetenhaus hat in einer Sondersitzung das sogenannte „Klimaanpassungsgesetz“ beschlossen. CDU und SPD übernahmen dabei fast wortgleich den Entwurf der Bürgerinitiative „BaumEntscheid“. Ursprünglich sollte es ein Volksbegehren geben, das ist jetzt vom Tisch. Der Senat hat das Projekt einfach selbst zur Chefsache gemacht.

Milliarden für Blätter

Nach Schätzungen des Senats soll das Vorhaben zwischen sieben und zwölf Milliarden Euro kosten – bezahlt aus den 5,25 Milliarden Euro, die Berlin aus dem Bundes-Sondervermögen erhält. Die Idee: mehr Schatten in heißen Sommern, mehr Feuchtigkeit in Dürrezeiten, mehr Lebensqualität.

Klingt vernünftig. Wäre da nicht der Preis. Kritiker fragen, ob es klug ist, Milliarden für Bäume auszugeben, während Schulen verfallen, Kliniken um Geld kämpfen und Berlin beim Breitbandausbau weiter hinterherhinkt.

„Das ist ein absoluter Witz“

Die Empörung kam prompt. „Das Sondervermögen brauchen wir dort, wo Innovation und Wachstum entstehen“, sagt Manja Schreiner, Hauptgeschäftsführerin der Berliner IHK. Wenn fast die Hälfte der Mittel in Straßenbäume fließe, „werden wir diese Ziele nicht erreichen“.

Der dunkle Index – Was im MSCI World wirklich steckt
Menschenrechtsverletzungen, Umweltvergehen, Korruption: Der beliebteste ETF der Welt entpuppt sich als ESG-Albtraum. Hinter der glänzenden Fassade globaler Diversifikation lauern Skandale, die Anleger erschrecken sollten.

Noch deutlicher wird FDP-Landeschef Christoph Meyer: „Das ist ein absoluter Witz.“ Statt in Bildung, Digitalisierung oder Infrastruktur zu investieren, werde das Geld „buchstäblich in den Boden gesetzt“.

Auch aus der Wissenschaft gibt es Kopfschütteln. Alexander Eichholtz, Vorsitzender des Gesamtpersonalrats der Charité, schreibt auf X: „Wir brauchen Milliarden für die Sanierung der Kliniken. Aber der Senat gibt zwei Milliarden für Bäume aus.“

Politik fürs gute Gewissen

Das Vorhaben zeigt, woran Berliner Politik seit Jahren krankt: Es geht um sichtbare Gesten, nicht um nachhaltige Wirkung. Bäume lassen sich leichter verkaufen als Verwaltungsreform oder Bildungsoffensive. Ein Baum ist Symbol, Foto, Versprechen – aber eben auch teuer.

Dabei zweifelt niemand daran, dass mehr Grün gut für die Stadt wäre. Doch ob es dafür Milliarden aus dem Schuldenfonds braucht, ist fraglich. Berlin hat genug Baustellen, die dringender sind – im wörtlichen wie im übertragenen Sinn.

Der Preis der grünen Hauptstadt

Politisch ist das Projekt clever. CDU und SPD sichern sich mit dem Schulterschluss mit der Bürgerinitiative ein populäres Thema. Berlin kann sagen: Seht her, wir tun was fürs Klima. Nur die Frage bleibt: auf wessen Kosten?

Denn wenn das Sondervermögen aufgebraucht ist, bleiben Schulden – und ein paar Hunderttausend Bäume. Die mögen Schatten spenden, aber sie können keine Brücken bauen, keine Schulen sanieren und keine digitale Verwaltung schaffen.

Warum du trotz Arbeit nie finanziell frei wirst
Harte Arbeit allein macht dich nicht reich. Ohne Strategie, Wissen und Vermögensaufbau bleibst du im System gefangen – egal, wie sehr du dich anstrengst.